Warum du mindestens einen großen Konflikt brauchst, um einen spannenden Roman zu schreiben und wie du ihn findest, erzähle ich dir im Auftakt der Beitragsreihe Das 12 Punkte-Programm zu deinem ersten Roman. Außerdem erfährst du, wie du von deiner ersten Idee zu Stoff für einen ganzen Roman kommst.
Der Konflikt in deinem Roman kreiert Spannung und jede Geschichte braucht sie. Dabei muss die Spannung nicht aus Lebensgefahr resultieren, doch es sollte für die handelnden Figuren etwas Wichtiges auf dem Spiel stehen. Der Leser muss mitfiebern können, ob es am Ende gelingt oder fehlschlägt.

Am Anfang des Plans einen Roman zu schreiben steht meistens eine einzelne Idee, zu der sich schnell weitere gesellen können, wenn du es zulässt, dass der kreative Prozess voll durchstartet. Den ersten Schritt in die richtige Richtung gehst du, wenn du beginnst, deine Ideen aufzuschreiben. Damit hilfst du deinem Kopf, die eine große Idee loszulassen, und er kann weitere Ideen freilassen. Mit Stift und Papier bewaffnet darfst du zunächst alles aufschreiben, was dir in den Sinn kommt. Wenn du dich dabei zu nichts zwingst, kann das ganz tolle Ergebnisse hervorbringen. Behalte immer im Kopf, dass du alles benutzen kannst und nichts benutzen musst! So darfst du auch diese total dämlich klingende Idee aufschreiben, die nichts mit dem zu tun hat, was du eigentlich schreiben willst. Vielleicht ist sie gar nicht so blöd…
Wie du erkennst, ob deine Idee etwas taugt
Beginnen wir erst einmal mit deiner Idee. Ich bin mir sicher, du hast schon eine oder ein paar mehr auf Lager. Welche davon es in deinen Roman schaffen, hängt davon ab, ob du sie sinnvoll mit deiner Handlung zusammenbringen kannst. Die schönste Idee für eine Szene nützt dir nichts, wenn sie am Ende deinen Roman in keiner Weise voranbringt. Aber das ist nicht schlimm. Sie kann trotzdem den Anstoß zu deinem Roman bieten und das ist alles, worauf es in diesem Moment ankommt.
Ideen kommen in verschiedenen Erscheinungsformen zu uns. Es können beispielsweise einzelne Sätze, Bilder, Szenen oder „was-wäre-wenn“-Fragen sein.
Bei mir sind es meistens Letztere. Eine „was-wäre-wenn“-Frage erwächst sich in meinem Kopf schnell zu einer ganzen Geschichte, die später sortiert und in Form gepresst werden möchte. Ich habe davon inzwischen mehr auf Lager, als ich jemals Romane niederschreiben kann. Deshalb muss ich bei meiner Ideenauswahl sehr behutsam vorgehen, um die beste Idee zum richtigen Zeitpunkt auszuwählen.
Ich kenne auch einige Autorinnen, die mit einzelnen Bildern oder Zitaten arbeiten und darum ihre Romane bauen. Du siehst: Alles kann zum Ziel führen. Eine Erscheinungsform ist nicht besser oder schlechter als die Andere. Entscheidend ist, was du daraus machst!
Wie du aus deiner Idee eine Handlung entstehen lässt
Deine Idee muss ein bisschen ausgearbeitet werden, um zu einer Geschichte zu werden. Vielleicht bist du schon an dem Punkt, an dem du dir vorstellen kannst, wie eine mögliche Handlung um deine Idee herum aussieht. Vielleicht bist du dort aber noch nicht.
Variante 1: Deine Idee ist dein Ziel
Nähere dich mit der Fragestellung „Wie könnte es dazu gekommen sein?“ sukzessive dem Anfang deiner Geschichte. Es entsteht dabei eine Grundlage, auf der du die zukünftige Handlung deines Romans aufbauen kannst.
Variante 2: Deine Idee liegt mitten in der Geschichte
Du näherst dich mit der gleichen Fragetechnik zunächst dem Start und dann dem Ziel oder umgekehrt.
Variante 3: Deine Idee ist ein Ausgangspunkt
Ein Start mit „Was passiert wenn“-Fragen ist einfach. Du startest mit deiner Idee und fragst dich. „Was passiert, wenn dies die Ausgangssituation ist?“
Lass uns das mal an einem Beispiel probieren, damit du weißt, wie ich es meine.
Sagen wir, deine Idee lautet „Zwei Schüler stolpern in einen Drogendeal.“
Was passiert wenn, zwei Schüler in einen Drogendeal stolpern?
a.) Sie verstecken sich und rufen die Polizei.
b.) Sie werden von den Dealern bemerkt und durch das Viertel gejagt.
Du als Autor triffst eine Entscheidung.
Im Fall von a.) wäre eine mögliche Fortsetzung:
Die Polizei kommt, die Dealer werden festgenommen.
Ende der Geschichte – kein Buch. Vielleicht eine Randnotiz in der Tageszeitung, die jemand in deinem Roman liest – mehr nicht.
Im Fall von b.) stehen uns viele weitere Möglichkeiten offen:
Die Schüler flüchten durch das Viertel, die Dealer sind schneller. Sie kommen immer näher. Die Jungs rennen in blinder Panik davon. Da kommt einem von ihnen eine rettende Idee. Sie verstecken sich hinter der nächsten Ecke in einer Mülltonne. Die Dealer erreichen die Straßenecke…
Okay, there you go. Das könnte eine spannende Geschichte werden. Es fehlt noch wahnsinnig viel Inhalt, aber so kann es losgehen.
a.) Die Jungs sitzen atemlos in ihrem Müllcontainer und versuchen verzweifelt, kein Geräusch zu machen. Es gelingt ihnen. Die Dealer geben auf und verziehen sich. Die Jungs klettern hinaus und laufen nach Hause.
b.) Die Jungs sitzen atemlos in ihrem Müllcontainer und versuchen verzweifelt, kein Geräusch zu machen. Es gelingt ihnen. Die Dealer geben auf und verziehen sich. Die Jungs versuchen den Deckel der Tonne wieder aufzuschieben, doch der klemmt. Einer der beiden erinnert sich an sein Handy. Er fasst in seine Tasche, doch sein Handy ist nicht mehr da. Der andere bedauert, dass ihm seine Eltern immer noch kein Handy erlauben. Die Nacht bricht herein und die Jungs stecken im Container fest.
c.) Die Jungs sitzen atemlos in ihrem Müllcontainer und versuchen verzweifelt, kein Geräusch zu machen. Einem der Beiden fällt genau in diesem Moment das Handy aus den zitternden Händen. Es poltert vernehmlich auf den Boden der Tonne. Die Dealer hören das Geräusch und entdecken die Jungs.
Damit könnte unsere kleine Geschichte nun zu Ende sein. Die Bösen gewinnen fast kampflos. Vielleicht aber kommen die beiden Jungs noch einmal davon. Vielleicht fährt genau in dem Moment ein Auto in die Seitenstraße und veranlasst die Dealer zu Flucht.
So weit, so gut. Dieses Programm reicht schon einmal für eine Szene oder für eine Kurzgeschichte. Mit dieser Fragetechnik kannst du aus jeder Idee eine Geschichte spinnen – eigentlich kannst du aus der gleichen Idee unendlich viele Geschichten spinnen, weil du an jeder Abzweigung eine andere Richtung einschlagen kannst. Du kannst also auch mit einer gebrauchten Idee noch ein neues Buch schreiben.
Es ist auch überhaupt nichts Schlechtes daran, wenn du eine Idee von jemand anderem nimmst. Wohl gemerkt EINE Idee nicht eine Geschichte und nicht mehrere Ideen! Hiermit stifte ich dich nicht zum Plagiat an, sondern dazu aus einer Idee eine neue Geschichte zu machen. Eine Idee ist ein Fetzen. Ein winziger Baustein in deinem ganzen Buch. Am Ende muss nicht einmal mehr diese Idee übrig bleiben. Sie ist nur dein Anstoß.
Du darfst also mit der Idee starten „Was wäre, wenn sich ein Vampir in eine Sterbliche verliebt?“ oder mit der Fragestellung „Was wäre, wenn die atomare Katastrophe über die Welt käme?“
Alle sind mehrfach gebraucht und keine Geschichte muss deshalb genau wie Twilight oder Metro 2033 laufen.
Wichtig ist, dass es in der Handlung Konflikte gibt.
Ein klassisches Beispiel sind Liebesgeschichten im Stile Romeos und Julias. Zwei verfeindete Familien (ein grundlegender Konflikt Person vs. Person bzw. Gruppe gegen Gruppe) und in ihrer Mitte eine Liebe, die es nicht geben dürfte. Die Liebenden verfolgen ein Ziel – sie wollen zusammen sein. Doch ihr Umfeld ist gegen sie. Alles ist voller Konflikt.
Wie du Konflikt in deine Handlung bringst
Unsere Idee von eben „Zwei Schüler stolpern in einen Drogendeal“ birgt in sich bereits einen kleinen Konflikt. Doch bislang ist dieser sehr unausgeglichen. Wir haben eine sehr starke und bedrohliche Seite und eine schwache, unschuldige Seite. Hier ist ziemlich klar, wer gewinnt, wenn sich nicht etwas Entscheidendes ändert.
Welche Arten von Konflikt gibt es?
Grundsätzlich können wir interpersonelle und intrapersonelle Konflikte unterscheiden.
Interpersonelle Konflikte – also zwischen zwei oder mehr Personen, Gruppen oder Staaten entstehende Konflikte – können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Unterschiedliche Werte, ein Ressourcenproblem oder unterschiedliche Bedürfnisse sind nur drei mögliche Auslöser von Konflikten.
Ein prominentes Beispiel ist der Konflikt zwischen den verfeindeten Familien (Gruppen) in Romeo und Julia. Weiterhin gibt es einen interpersonellen Konflikt zwischen Harry Potter und Voldemort, der darauf basiert, dass beide Parteien vollkommen unterschiedliche Wertesysteme haben.
Intrapersonelle Konflikte finden allein in einer Person statt. Hierfür gibt es ebenfalls mannigfaltige Gründe. Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Rollen oder widersprüchliche Motive können ursächlich für den Konflikt sein.
So müssen sich sowohl Romeo als auch Julia jeweils mit unterschiedlichen Rollen herumschlagen, denn einerseits sind sie Angehörige ihrer Familien und andererseits haben sie sich in den Feind verliebt. Auch Harry Potter sieht sich immer wieder intrapersonellen Konflikten gegenüber. Beispielsweise bietet ihm Draco Malfoy bei seiner Ankunft in Hogwarts an, sein Freund zu sein, womit sich eines seiner Ziele erfüllen würde, denn Harry will gern zu einer Gruppe dazugehören. Dennoch entscheidet er sich dagegen, weil dieses Angebot gleichzeitig bedeutet, dass er seinen bislang gewonnenen Bekanntschaften entsagen muss.
Jeder Roman enthält also eine Vielzahl von Konflikten und das ist wichtig. Bleibt der Konflikt auf nur einer Ebene, ist auch die Geschichte flach. Durch mehrere Konflikte erhält sie auch mehrere Dimensionen, dabei können die Konflikte miteinander zusammenhängen, sie können aber auch voneinander unabhängig sein.
Schreibst du also eine Liebesgeschichte, so sollte deinen Liebenden irgendetwas oder irgendjemand im Weg stehen – sonst ist es viel zu einfach, um Stoff für einen Roman abzugeben.
Nehmen wir ein neues Beispiel zur Hand:
Sweet Home Alabama – dieser Film mit Reese Witherspoon
Eine Frau will einen Traummann heiraten. Er will auch. Super Story. Ohne Konflikte wären wir hier schon am Ende.
Aber da kommt ja zum Glück noch Einiges! Sie ist noch verheiratet – ihr Neuer ahnt davon nichts. (Konflikt Nr. 1) Es spielt ja auch eigentlich keine Rolle, denn sie sind seit Jahren getrennt und er müsste nur die Papiere unterschreiben. So nimmt die Geschichte ihren Lauf. Sie muss zu ihm fahren und ihn dazu bringen, die Unterschrift zu leisten. Aber er weigert sich. (Konflikt Nr. 2) – und so geht es immer weiter.
Wir brauchen Konflikte, Konflikte, Konflikte.
Ohne Konflikte schöpft keine Geschichte ihr Potenzial aus. Klick um zu TweetenAuch wenn deine Protagonisten ineinander verliebt sind!
Grundsätzlich gilt also für das Schreiben von guten Geschichten, dass du deinen Figuren Knüppel zwischen die Beine wirfst, wann immer etwas leicht aussieht.
Nun weißt du, wie du deine Ideen zu einem groben Handlungsentwurf zusammenbringst, welche Arten von Konflikten es gibt und wie du Konflikte in deine Handlung einbaust. Leg los und stifte Chaos und Verderben!
Im nächsten Beitrag des 12-Punkte-Programms zu deinem ersten Roman geht es um das Thema deiner Geschichte.
3 Antworten zu “Wie Konflikte fesselnde Romane erschaffen”
[…] Wie Konflikte fesselnde Romane erschaffen […]
Hallo liebe Erin.
Ich muß sagen ich finde diesen Block wirklich sehr interessant und es hilft mir wirklich sehr. Schon lange hatte ich die Idee ein Buch zu schreiben. Nur fehlt mir leide die Motivation.
Ich habe zwar ne Idee, um was es sich handeln soll und ich habe auch schon das Ende vor Augen Nur irgendwie fehlt mir der richtige Anstoß, um die Ideen wirklich umzusetzen.
Wundervoll, dass du zu mir gefunden hast. Vielleicht kann ich dir ja mir meinen Beiträgen helfen, dein Projekt anzugehen oder dich davon zu lösen. Natürlich kostet es ordentlich Energie und erfordert viel Motivation von dir. Deshalb kannst du es nicht halbherzig stemmen. Wenn dein Projekt aber deine Leidenschaft weckt, packst du es sicher!