Finde das Thema deines Romans

Das zugrundeliegende Thema mag im Hintergrund bleiben, doch es wird maßgeblich beeinflussen, welche Stimmung in deinem Roman herrscht. Denn aus dem Thema entspringt deine Botschaft. Manchmal kristallisiert sich dein Thema erst im Verlauf der Geschichte heraus. Woher dein Thema kommt und wie es dich und deinen Leser verbindet, verrate ich dir in diesem Beitrag.


Das Thema – ein roter Faden, der zu deiner Botschaft führt

Die meisten Bücher haben ein ganz grobes Thema. Das Thema kann ein abstrakter Begriff sein, der durch die Geschichte mit Leben gefüllt wird. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch und vielleicht sogar durch alle Bücher eines Autoren.

An zwei Beispielen zeige ich dir kurz, was ich genau meine.

Harry Potter ist aus meiner Sicht in weiten Passagen ein Buch über Vorurteile. Es gibt Schlammblüter, zu denen Hermine zählt, die von Teilen der Zauberergemeinschaft verachtet werden. Es gibt die Weasleys, die zu den ärmeren Familien der Gemeinschaft gehören und deshalb unter von vielen anderen Zauberern abwertend behandelt werden. Potter selbst trifft schon ganz am Anfang der Bücher eine wichtige Entscheidung. Draco Malfoy reicht ihm die Hand und bietet ihm seine Freundschaft an. Doch so vorurteilsbehaftet wie er sich bislang gezeigt hat, kann Harry das Angebot nicht annehmen und schlägt sich auf die Seite der Schwachen und dort bleibt er 7 Bände lang.

Dein Leuchten ist in gleicher Weise ein Buch über Vertrauen. Die Hauptfigur vertraut jemandem aus dem Bauch heraus und will dieses Vertrauen trotz aller Widrigkeiten nicht opfern. Sie verfügt nicht über Insiderinformationen, die ihr das Vertrauen leicht machen, sondern sie entscheidet sich dafür. Die Person, der sie ihr Vertrauen schenkt, kennt sie kaum. Alle Anderen, die die Person vermeintlich besser kennen, warnen sie vor ihr. Objektiv betrachtet handelt sie vielleicht dumm. Das Thema Vertrauen wird noch weiter getrieben, denn sie fordert von ihren Eltern, dass sie wiederum ihr vertrauen und ihrer Einschätzung folgen.

Mit deinem Buch sendest du eine Botschaft aus. Diese muss nicht unbedingt bewusst in deinem Kopf sein und sie muss genauso wenig bewusst im Kopf deines Lesers auftauchen, wenn er das Buch zuklappt. Manchmal ist es nur der leise Ton, der in deinem Text mitschwingt. Du musst dich also nicht unbedingt hinsetzen und überlegen, was du als Autor dem Leser mit deinem Buch sagen willst. Aber ich glaube schon, dass es da irgendetwas gab, was dich veranlasst hat, dieses Buch zu schreiben. Etwas, das dich in der Wahl deiner Figuren, deiner Handlung und deines Settings geleitet hat.

Es gibt nicht nur eine richtige Lösung

Sicher lässt sich zu jedem der Bücher auch eine andere Sichtweise und ein anderes Thema finden. Warum sollte dein Buch nur genau ein Thema haben und nur eine Deutungsweise richtig sein?

Nicht umsonst sagte T.C. Boyle in einem Interview zu seinem Roman „Wenn das Schlachten vorbei ist“, dass er es dem Leser überlässt, Schlüsse zu ziehen und zu urteilen. In dem Roman geht es um unterschiedliches Verständnis zum Thema Umweltschutz. Zwei Parteien geraten miteinander in einen Konflikt darüber, was „richtig“ ist. Es wurden Ratten auf eine Insel eingeschleppt, wo sie das vormals herrschende Ökosystem zum Kippen bringen. Ist es nun richtiger, sich einzumischen und die Ratten dort zu vernichten, um das Ökosystem zu schützen, oder ist es richtiger, die Ratten zu schützen? Boyle schafft zu dieser Frage Figuren, die es nicht leicht machen, eine Position als richtig und die andere als falsch anzusehen und genau dort liegt aus meiner Sicht der Schlüssel zu seinem Werk. In meiner Interpretation heißt die Botschaft „Mach dir mal Gedanken!“. Wenn man so will ist der Roman eine Anleitung zum Selberdenken. Es wäre zu leicht, eine Seite sympathisch und die andere unsympathisch zu machen und den Leser damit emotional zu beeinflussen. (Und deshalb liebe ich T.C. Boyle!)

Erinnert ihr euch noch daran, dass es in der Schule immer nur eine „richtige“ Interpretation eines Textes oder eines Kunstwerks gab? Ich habe mich schon immer gefragt, woher die Lehrer ihre Weisheit nahmen. Liefert jeder Künstler etwa eine „Lehrhilfe“ zu seinem Werk mit, die nur Lehrer erhalten?

Mich hat es immer gestört, dass es nur dieses eine „Richtig“ gab und vielleicht sehen heutige Lehrer das Thema auch weniger eng. Aber mir ist es immer wichtig, dass jeder sich sein eigenes Bild von einem Buch oder einem Kunstwerk macht, genau wie sich auch jeder sein eigenes Bild von unserer Welt erschafft.

Dein Thema kommt aus dir

Das Thema deines Buches muss also nicht offen vor dem Leser liegen. Es darf sich verstecken und unklar im Hintergrund wabern. Du musst auch beim Schreiben noch nicht ganz genau definieren können, was dein Thema ist. Aber ich bin sicher, dass dich irgendwas dazu bewegt hat, genau diese Geschichte erzählen zu wollen und dort versteckt sich dein Thema.

Genau wie Freundschaft ein Thema meiner Cosy Crime Reihe sein mag, ist mein Thema ebenfalls berufliche Selbstverwirklichung. Beide Themen entspringen MIR als Person. Es sind Themen, über die ich reden/schreiben wollte. Worüber möchtest du reden? Gibt es eine Botschaft, die du mit deinem Buch vermitteln willst?

Bei der Bestimmung deines Themas spielst du als Person eine weitaus größere Rolle als in allen anderen Aufgaben, die zum Schreiben eines Romans gehören.

Häufig wirst du von Lesern die Frage hören, ob in dieser oder jeder Figur etwas von dir steckt.

Für mich kann ich sagen, ja, in manchen Figuren fließt etwas von mir ein, aber ich bin keine meiner Figuren. Ich bin allerdings sehr wohl mein Thema.

Das Thema muss sich nicht auf EIN Thema beschränken. Es kann auch mehrere Dinge geben, die dich bewegen, dieses Buch zu schreiben. Und dein Thema kann über Jahre hinweg gleich bleiben, ohne das deine Romane deshalb alle gleich sein müssen. Aber es kann sich genauso gut im Laufe der Zeit verändern.

Sofern du deine Botschaft nicht 1:1 irgendwo auf dein Buch schreibst (wovon ich wirklich kein Fan bin), werden sich unterschiedliche Antworten auf die Frage finden, was die Botschaft deines Werks ist. Das liegt daran, dass immer auch ein Stück vom Leser in diese Interpretation hinein fließt. Die Botschaft ist also eine Art Bindeglied zwischen dir und deinem Leser.


Dein Thema ist nichts, was du bewusst beim Schreiben wählen MUSST. Es wählt sich in der Regel von selbst, wenn du entscheidest, welche Geschichte du schreibst. Aus diesem Beitrag erwächst also für dich keine konkrete Aufgabe, wenn du dich ans Schreiben setzt. Es ist dennoch eine Sache, über die du dir mal Gedanken machen KANNST. Denn wenn du dein Thema kennst, gelingt es dir besser, deine Handlung aufzubauen und deine Figuren so zu wählen, dass du beim Schreiben weniger orientierungslos umher irrst.

Möchtest du mir verraten, was dein aktuelles Thema ist?


Dieser Beitrag gehört zu der Reihe Das 12 Punkte Programm zu deinem ersten Roman 

3 Antworten zu “Finde das Thema deines Romans”

  1. Danke für deinen Beitrag! Ich denke, dass es ein ziemlich zentraler Punkt ist, dass ein Projekt ein Thema bzw eine bestimmte Aussage hat, die je nachdem ausgelegt werden kann. Bei meinem momentanen Projekt hab ich zum Beispiel gar nicht bewusst darüber nachgedacht, aber es geht vor allem um zwei Botschaften: „be kind“ und „with great power comes great responsibility”. Das formt ein Werk dann doch ganz schön, wenn man solche Dinge im Hinterkopf hat!

    • Oh, das freut mich. Ich hatte schon ein wenig Sorge, dass dieses Thema zum Thema bei vielen auf Unverständnis stoßen könnte, weil es eben nur sehr selten wirklich diskutiert wird. Wenn ich über meine Moorkamps so nachdenke, ist „vertrauen und gelegentlich enttäuscht werden ist besser als nie zu vertrauen“ auch so eine Lehre. Man mag meiner Emi eine gewisse Naivität nachsagen (gewiss auch zu recht), aber ist ihr Leben dadurch schlechter als das der Skeptiker?

Ich freue mich über deinen Kommentar.

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