Mona Silver ist das Pseudonym einer deutschen Angestellten, die für das Auswärtige Amt schon viele Jahre im Ausland verbracht hat. Sie ist eine Gärtnerin (Discovery Writer) unter den vielen Architekten (Plotter) in der deutschen Autorenlandschaft und lässt sich entsprechend von ihren Figuren durch ihre Geschichten führen.
Sie hat das „Volk der Bo’othi“ geschaffen und eine Buchreihe darum aufgebaut. Ihr Debüt Verlorener Stern ist im Juli 2015 erschienen und erreichte das Finale des Deutschen Phantastik Preises 2016 in der Kategorie „Bestes deutschsprachiges Debüt“. Vor Kurzem folgte mit Verlassener Stern der zweite Band der Reihe.
Dazwischen hat sie mit SternRegen für ihre treuen Leser eine Novelle aus dem Universum der Bo’othi veröffentlicht, die zeitlich zwischen den beiden Bänden angesiedelt ist.
Ihren Blog findet ihr hier.
Erzähl uns doch zunächst, was das Besondere an deinen Büchern ist.
Das Besondere daran ist die Tatsache, dass es mal nicht um Vampire, Gestaltwandler oder die sonst so üblichen Fantasiewesen aus diesem Genre geht. Mit den Bo’othi habe ich eine ganz neue Spezies erfunden, von der ich hoffe, dass sie für die Leser etwas Abwechslung bringen. Auch wenn die Bo’othi aus der Idee der Vampire geboren wurden, so sind sie eben doch ganz anders und ihre Welt ist gleichzeitig mystisch und irgendwie doch auch so normal wie die, die wir selbst kennen.
Was machst du, wenn deine Protagonisten dich in scheinbar ausweglose Situationen bringen?
Wenn ich mich in der Story verrenne, hilft es meist, erst einmal Pause zu machen. Im Bett und in der Badewanne habe ich die besten Ideen, wie ich Probleme lösen kann. Wenn auch das nicht hilft, steht ein Brainstorming mit meiner Freundin Carolin an, die ein Händchen dafür hat, mich auf Schwachpunkte hinzuweisen und in die richtige Richtung zu schubsen.
Dein erster Roman erschien beim Sieben Verlag, warum habt ihr die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt?
Mit dem ersten Buch im Verlag, das war gut. Denn damals hätte ich mich nie getraut, alles selbst zu machen. Doch seitdem ist viel Zeit vergangen und der Aspekt des Selfpublishings wurde für mich immer interessanter. Ich wollte selbst verantwortlich sein für mein Baby, es nicht aus der Hand geben, mich auch nicht dem Zeitplan eines Verlags unterwerfen, durch den der zweite Band frühestens 2017 erschienen wäre. Ohne zu wissen, ob ich mit dem zweiten Band eine weitere Chance vom Verlag bekommen hätte, habe ich mich dafür entschieden, diesmal alles selbst in die Hand zu nehmen. Und ich muss sagen, dass ich es nicht bereue, denn „Verlassener Stern“ ist rundum mein Baby und ich bin um Längen stolzer darauf als auf den ersten Band, bei dem lediglich die Geschichte mein Verdienst ist. Und da wir gerade von Verdienst sprechen, ja, auch die Tatsache, dass man als Selfpublisher etwas mehr an seinen eigenen Werken verdient, war ein Punkt, den ich nicht verachte. Solange man keinen Bestseller geschrieben hat, der einem aus den Händen gerissen wird, macht es viel aus, ob ein Verlag noch mit an dem Buch verdienen will oder ob die Einnahmen ausschließlich in die eigene Kasse fließen.
Welche Unterschiede stellst du zwischen dem Dasein als Verlagsautorin und als Selfpublisherin fest?
Verlagsautorin sein ist ein bisschen wie Leihmutter werden. Man zeugt ein Kind, lässt es wachsen und man liebt es, und dann muss man es fortgeben, ohne je wieder Mitspracherecht in seiner Entwicklung zu haben. Man hat kein Risiko, aber auch nicht wirklich das Gefühl, Erfolg oder Misserfolg zu haben. Ob Cover, Preis oder Marketing, alles das wird von anderen Leuten entschieden und man selbst wird lediglich irgendwann über das Ergebnis unterrichtet. Das ist einerseits bequem, andererseits fühlt man sich ein wenig übergangen.
Als Selfpublisherin habe ich deutlich mehr Arbeit mit meinem „Baby“, trage die volle Verantwortung und muss auch die Finanzierung des Projekts selbst übernehmen. Ich entscheide, wie das Buch aussieht, welche Szenen im Buch bleiben dürfen, wie teuer es sein wird und welche Marketingmaßnahmen ich durchführe. Ob das erfolgreicher ist, steht auf einem anderen Blatt, aber es verleiht mir das Gefühl, wirklich alles getan zu haben, was in meiner Macht steht, um was draus zu machen. Ich gebe zu, dass ich daher auch Band 2 irgendwie mehr ins Herz geschlossen habe als den ersten Band, denn wir konnten zusammenwachsen und unsere Erfolge und Misserfolge gemeinsam feiern.
Hast du für den zweiten Teil die gleiche Cover-Designerin (Andrea Gunschera) beauftragt wie der Verlag beim ersten Buch oder konnte jemand anders diesen Stil so gut aufgreifen?
Andrea Gunschera war dankenswerterweise bereit, auch für Band 2 ohne Verlag das Cover zu designen. Das war mir sehr wichtig, denn ich wollte unbedingt, dass die Bücher optisch zusammenpassen. Vielleicht hätte ich ohne Band 1 im Verlag zu veröffentlichen am Anfang ein ganz anderes Cover gewählt, aber das heißt nicht, dass mir die jetzigen nicht gefallen. Ich liebe die Cover von Andrea und freue mich sehr, dass ich sie auch für Band 2 und mögliche Folgebände gewinnen konnte.
Wie managest du deine Präsenz in den Sozialen Netzwerken?
Ich poste einmal täglich auf Facebook und
Twitter.
Was ich da sonst noch zwischendurch so treibe, läuft genauso: Zwischendurch, vom Handy aus oder in einer kurzen Pause während der Arbeit. Für das Schreiben selbst habe ich feste Zeiten
Wie sieht dein Schreiberalltag zwischen Job, Privatleben und Schreiben aus?
In Schreibphasen mache ich das morgens vor der Arbeit zwischen sechs und acht Uhr. In dieser Zeit wird der Internetbrowser gar nicht erst gestartet, um mich nicht abzulenken. Nach der Arbeit erledige ich dann so Sachen wie Blogbeiträge, Posten in Gruppen oder längere PNs beantworten.
Natürlich kommt da dann auch noch alles Mögliche hinzu wie z. B. Leserkontakte, Erstellen von Grafiken, Flyern, Lesezeichen, Kontakt zu Designern oder Lektorin. Ich bin meist ganz gut beschäftigt und könnte das wohl rund um die Uhr so machen, wenn ich mir nicht ab und zu bewusste Pausen gönnen würde. 😉 Da ich alleinstehend bin, ist es nicht so dramatisch, ob ich am Rechner arbeite oder nicht, ich nehme ja niemandem Zeit weg. Und wenn Betty, die Katze gelangweilt ist, legt sie sich eh demonstrativ auf meine Tastatur. Da ist sie dann nicht mehr zu übersehen.
Wie steht dein berufliches und privates Umfeld zu deinem Schreiben?
Im Büro habe ich es eine ganze Zeit lang sehr geheim gehalten und auch jetzt erzähle ich es noch nicht jedem. Aber natürlich ist es mittlerweile doch nicht mehr so ein großes Geheimnis und viele Kolleginnen und Kollegen wissen davon und haben auch die Bücher gelesen. Meine Familie und Freunde bestehen nicht aus den größten Lesern, aber alle finden es durchweg toll, das ich nicht nur gesagt habe, ich würde gerne ein Buch schreiben, sondern es durchgezogen habe. Eine Freundin glaubt fest daran, dass ich eines Tages als Bestsellerautorin auf der Veranda meiner Villa in der Sonne sitze, meinen neuesten Roman schreibe und auf die Kiesauffahrt blicke, wo mein schickes Auto steht. Manchmal hat sie mehr Fantasie als ich selbst. 😉
Negative Reaktionen habe ich noch nie bekommen, wen überhaupt dann persönliches Desinteresse an dem Genre oder am Lesen insgesamt, was aber nicht heißt, dass man mein Hobby nicht akzeptiert oder ernst nimmt.
Manchmal frage ich mich, wie meine Eltern es gefunden hätten, wenn sie es noch erlebt hätten, dass ich Bücher schreibe. Meine Mutter war ein echter Bücherwurm und wir haben viele Jahre die gleichen Bücher gelesen. Ich gebe zu, dass ich bei der Vorstellung, sie hätte meine Sexszenen gelesen, doch irgendwie rote Ohren bekomme, aber trotzdem würde ich alles dafür geben, wenn sie meine Bücher noch sehen könnte. Mein Vater hat selbst nicht gelesen, aber ich glaube, er wäre trotzdem stolz auf seine Autorentochter.
Du hast ja jetzt schon einige Interviews hinter dir – welche Frage würdest du gerne mal beantworten, die dir noch niemand von alleine gestellt hat?
Puh, das ist die schwierigste Frage von allen, denn ehrlich gesagt finde ich ja alles, was ich so von mir gebe, eher unspannend. Schließlich geht es um meine Bücher und nicht um mich und mein Leben ist jetzt auch nicht so spannend, dass ich dauernd darüber reden müsste. Ich bin schon immer ganz froh, wenn man nicht allzu viel über meinen beruflichen Hintergrund wissen möchte, weil ich mich da auf dünnes Eis begebe, was ich in der Öffentlichkeit erzählen darf und will und was nicht. Ich glaube, am liebsten mag ich die Fragen, die irgendwie mit den Büchern zu tun haben und die mir die Gelegenheit geben, über meine Recherchen oder die Art, wie ich bestimmte Ideen entwickelt habe, zu reden.
Vielen Dank, liebe Mona, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Ich wünsche dir und deinen Büchern noch ganz viel Erfolg.
Hier findest du die anderen Interviews dieser Reihe: Erin fragt… Die Interview-Reihe