Writer-Burn-Out: Was du dagegen tun kannst

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Vielleicht sollte ich mal eine Pause machen…

Hattest du diesen Gedanken schon mal? Gefolgt von einem „Aber ich habe keine Zeit dafür. Ich muss noch XY und YZ erledigen, sonst…“

Ist es noch FOMO (Fear of Missing out) oder ist es schon Burn-Out?

Dieser Beitrag richtet sich an all jene, die das Gefühl haben, vor einem Abgrund zu stehen und nicht hineinfallen wollen. Wenn du schon knietief im Burn-Out steckst, kann ich dir nicht helfen. Bitte such dir in diesem Fall einen Profi, der dir wieder hinaus helfen kann.

Warum schreibe ich über Burn-Out?

Ich muss immer ganz viel unbedingt noch machen. Mein Kopf macht schneller Pläne als meine Finger ausführen können.

Dieser Artikel ist in meinem Kopf auch schon fertig. Trotzdem werde ich noch etwa eine Stunde damit verbringen, ihn zu schreiben. Eine Stunde, die ich auch mit vielen anderen Ideen verbringen könnte, die meine Zeit erfordern.

(Übrigens hat es am Ende doch 3 Stunden gedauert…)

In manchen Phasen meines Lebens übernehme ich mich massiv und leide darunter. Mein Stresspegel erreicht einen Höhepunkt und lässt sich kaum noch runter regeln. Ständig fühle ich mich getrieben, noch mehr zu geben. Die Ergebnisse lassen zu wünschen übrig, also muss ich mehr tun. Mehr geben.

Leider scheint dieses Phänomen in meiner Autoren-Bubble weit verbreitet zu sein. In den letzten Wochen habe ich vermehrt von Kolleginnen gelesen, die sich fragen, ob sie noch weitermachen können. Denen alles zu viel wird. Die zu viele Aufträge angenommen haben und doch auf weitere hoffen, denn die nächste Sache kann den großen Durchbruch bringen.

Wenn der große Durchbruch schon da ist, dann jetzt bloß nicht nachlassen, sondern nachlegen. Anschließen an den großen Erfolg, um einen noch größeren zu erreichen…

Worum soll es also heute gehen?

Es geht um Druck. Druck, den wir (als Selfpublisher) uns oft ganz alleine machen. Bei Verlagsautoren kommt der Druck durch zugesagte Deadlines, aber am Ende läuft es immer auf Zusagen hinaus. DU SAGST ETWAS ZU.

Hast du schon mal den gut gemeinten Rat gehört, über deine Ziele zu reden, um einen Accountablity Partner zu haben, dem gegenüber du dich verpflichtet fühlst? Eine künstliche Deadline zu schaffen, die dich anspornt, mehr zu geben?

Auch diese Tipps zielen auf Druck ab.

Manchmal ist Druck nützlich. Er spornt dich an, aus deiner Komfortzone zu kommen.

Was aber, wenn du längst außerhalb dieser Zone agierst? Wenn der Druck chronisch immer da ist, kann er zur Belastung werden, die nicht selten in einer Art Burn-Out mündet.

Du fühlst dich leer. Deine Ideen versiegen. Du bist körperlich erschöpft, obwohl du den ganzen Tag nur am Schreibtisch sitzt. Du fühlst dich mental ausgelaugt, obwohl du doch nur tust, was du liebst.

Du machst dir Vorwürfe, weil du als privilegierter Autor (schließlich darfst du deinen Traum leben) nicht in der Lage bist abzuliefern!

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Photo by SHVETS production on Pexels.com

Wie wirst du den Druck wieder los?

Da gibt es zwei Wege.

Der krasse Weg: Sag deine Zusagen ab! Jetzt sofort. Sag einfach, dass du es nicht schaffen wirst. Keine Ersatz-Deadline, nicht aufschieben. Einfach nein sagen.

Klingt total leicht, ist aber auch wahnsinnig erschreckend, wenn man es dann tun soll.

Der zweite Weg ist der weichere Weg. Ausphasen. Du sagst keine neuen Dinge mehr zu. Wenn du noch genug Energie in dir hast, um die zugesagten Dinge zu erledigen, ist dies eine Möglichkeit für dich.

Aber in den meisten Fällen ist es dafür schon zu spät, wenn du hier ankommst. Du solltest mindestens ein paar Dinge komplett absagen. Vielleicht ist es aber auch dafür schon zu spät. Vielleicht fühlst du dich schon leer und ausgebrannt.

Ich nehme mir immer wieder vor, den zweiten Weg zu begehen. Und dann erwische ich mich dabei, wie ich wieder eine Deadline setze (indem ich ein Buch zur Vorbestellung einstelle, das noch nicht fertig ist) oder eine Zusage mache („Hey Leute, ich schreibe im November #nanowrimo ein neues Buch!“)

Zack, ist da neuer Druck, der den alten Druck verstärkt.

Kurzfristig führt dann oft nur der krasse Weg aus der Krise.

Wie vermeide ich zu viel Druck langfristig?

Lerne Nein zu sagen.

Ein Nein ist eine gesellschaftlich nahezu tabuisierte Antwort auf alltägliche Fragen. Lass sie uns enttabuisieren. Nein ist erlaubt.

Du musst gerade dein aktuelles Buch überarbeiten. Das ist deine Priorität.

Jemand möchte dich über ein älteres Buch für seinen Blog interviewen? Nein. Vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt. (oder du bereitest alternativ und bei Gelegenheit eine FAQ Sektion auf deiner Webseite vor, aus der sich der Blogger bedienen darf)

Jemand möchte ein neues Gemeinschaftsprojekt mit dir starten? Nein. Es passt leider nicht in meinen Releaseplan für dieses Jahr.

Du hast eine tolle neue Buchidee in einem anderen Genre? Nein. Schreib die Idee auf, falls du Angst hast, sie zu vergessen, aber das war es erstmal.

Ja ist immer eine nette Antwort, aber nicht immer bringt sie dich deinem Ziel näher. Überleg dir also bei der nächsten Ja oder Nein-Frage einfach mal, was dir die Sache auf deiner Reise bringt und was sie dich kostet.

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Photo by Marco Sebastian Mueller on Pexels.com

Lerne deine eigenen Grenzen kennen und respektiere sie.

Du schreibst entspannt 500 Wörter am Tag? Manchmal schaffst du auch ein paar Tage mit dem dreifachen Pensum? Dann setz dir nicht das Ziel 1500 Worte am Tag zu schreiben. Über deine Grenzen hinausgehen, ist ein Arbeiten auf Kredit. Es mag eine Weile gut gehen, aber du wirst den Preis dafür irgendwann zahlen.

Du schreibst tagelang gar nicht. Am Ende wärst du mit deinen 500 Wörtern am Tag vermutlich besser gefahren.

Wenn du es lange genug machst (ob es nun geschriebene Worte sind oder irgendwas anderes, mit dem du dich übernimmst), landest du irgendwann unweigerlich in der Kredit-Falle. Nennen wir es nicht mehr Burn-Out. Nennen wir es Zins und Tilgung. Genau darum geht es.

Energy Pennies – Was ist das?

Ich mag das Konzept der „Energy Pennies“, das Becca Syme nutzt. Wir alle haben einen bestimmten Energie-Kontostand. Täglich sammeln wir Energie und wir geben Energie aus.

Wenn wir zu lange mehr Pennys ausgeben als wir einnehmen, sind wir Bankrott. Weniger als 0 Energie geht nicht. Du kommst nicht mehr aus dem Bett.

Sehen wir also anfängliche Frage „Brauche ich eine Pause?“ als Warnung vor dem Bankrott. Die Antwort sollte klar „Ja“ lauten, um dein Konto wieder zu füllen.

Ein Zustand hoher Energie ist super. Wir fühlen uns als könnten wir die Welt aus den Angeln heben. Wir könnten etliche Zusagen machen. Alles klingt großartig.

Aber wir müssen stets auf unseren Energie-Kontostand achten, da wir den nicht anzeigen können wie den Stand unseres Bankkontos, müssen wir in uns selbst hineinhorchen. Wie fühlst du dich?

Was dir Energie bringt, kann für jeden etwas anderes sein. Finde heraus, womit du deinen Kontostand aufbessern kannst.

Vielleicht ist es eine Reise. Vielleicht liest du ein Buch. Vielleicht schaust du deine Lieblingsserie. Vielleicht gehst du spazieren. Vielleicht triffst du dich mit Freunden.

Hör in dich hinein und finde heraus, nach welcher Aktivität du dich besser fühlst und tu mehr davon.

Aber wie werde ich dann besser/schneller/stärker?

Ich meine nicht, dass du nicht auf Wachstum und Weiterentwicklung abzielen sollst. Klar kannst du dich von deinen 500 Wörtern am Tag zu 1000 Wörtern entwickeln. Fortschritt geschieht durch Übung. Das stetige Arbeiten an einem Thema wird dich unweigerlich irgendwann besser, schneller und stärker machen.

Es ist wie mit dem Sport. Du kannst nicht heute von dir erwarten 42km in unter 4 Stunden zu laufen, wenn du maximal 4km am Stück schaffst. Klar kannst du es probieren. Jederzeit. Aber dein Körper wird dich hassen.

Lauf einfach weiter deine 4km auf dem Laufband. Irgendwann wirst du mühelos 5km schaffen… Hab Geduld mit dir.

Was kann ich noch tun, um einem Burn-Out vorzubeugen?

Ein weiterer Punkt auf deiner Anti-Burn-Out Liste sind geplante Pausen/Auszeiten.

Manch einer macht jeden Tag seine Erholungspausen, manche nehmen sich einen oder mehrere Tage in der Woche frei, andere gönnen sich mehrere Wochen Auszeit am Stück.

Alles ist erlaubt.

Du musst dich niemandem gegenüber rechtfertigen oder dich schlecht fühlen, weil du auf dich und dein Energieniveau achtest.

In erster Linie geht es bei allem darum, dass es dir gut geht.

Du willst schreiben, weil… (hier deinen persönlichen Grund eingeben). Du willst nicht am Schreiben kaputt gehen.

Und was ich hier über das Schreiben gesagt habe, lässt sich auf jedes andere Themengebiet ebenso anwenden, doch besonders kreative Tätigkeiten erfordern Achtsamkeit mit der Seele. Kreativität ist keine Maschine, die immer rund läuft, wenn man genug Betriebsstoffe einfüllt – mal brauchst du mehr Auszeit, mal weniger. Das ist alles normal.

Ja, durch Druck entstehen Diamanten, aber wie fühlt sich die Kohle dabei?

Ich freue mich über deinen Kommentar.

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