Über das Feedback von Testlesern und das Anbieten von Gratis-eBooks

Heute gibt es hier schon wieder was über Gefühle – ich bin echt ein Mädchen, was?

Feedback – Freund oder Feind?

Feedback ist ja so eine Sache, an der sich die Geister scheiden. Lob hört man immer gerne, es hilft einem aber häufig nicht weiter. Kritik braucht man zum wachsen, will man aber eher nicht hören.

Ein professionelles/wertvolles Feedback sollte immer von beidem etwas beinhalten. Es gibt so ein paar Grundregeln über das geben und nehmen von Feedback:

  • Für den Feedbackgeber: Beginne mit etwas positivem, begründe deine Kritik und ende mit etwas positivem. (So verpackt in Watte, wird die Kritik als weniger hart wahrgenommen)
  • Für den Feedbacknehmer: Rechtfertige dich nicht.

Natürlich ließen sich noch viele weitere Regeln nennen, für mich sind diese beiden aber die wichtigsten. Wenn es leicht wäre, sie zu befolgen, würde ich sie nicht aufschreiben, denn dann wäre es ja trivial. Ich finde gerade das Annehmen von Feedback schwierig, weil ich „gerne“ in die Rechtfertigung rutsche. Wenn etwas nicht gut lief (gibts ja manchmal), ist aber Rechtfertigung wirklich nicht hilfreich. Im Job habe ich schon das eine oder andere Mal Kritik einstecken müssen (ob es nun meine Schuld war oder nicht, spielt dabei keine Rolle – jemand muss es einstecken und ich habe gelernt wie es geht, also kann ich es auch machen). Der Trick beim Einstecken ist es, die Kritik nicht persönlich zu nehmen. Ein kluger Kollege hat mir dazu mal gesagt: „An manchen Tagen bist du der Hund, an anderen der Baum.“

Professionelle Kritik ist NIE persönlich.

Professionelle Kritik hilft dir, dich zu verbessern. Fällt jemandem ein Fehler auf, den du gemacht hast, sag Danke und korrigiere den Fehler. Wenig Menschen suchen deine Fehler, um dich zu verletzen. Von diesen Menschen halte einfach Abstand. Wenn dein Buch bei Amazon steht und jeder Hinz und Kunz seine Meinung dazu da lassen kann, wird es auch Bewertungen geben, die du unfair und unbegründet findest. Manchmal schreiben dort Menschen, die dir deinen Erfolg missgönnen oder die dich einfach doof finden, und du kannst rein gar nichts dagegen tun, dass sie dein Buch schlecht bewerten.

Jeder Mensch, der die unbegründete Kritik liest, wird wissen, was er damit anzufangen hat. Wie ernst nimmst du Amazon-Bewertungen, die lauten „Blödes Buch. Hat mir nicht gefallen.“?

Wenn die Kritik aber lautet „Mir hat das Buch nicht gefallen, weil ich die Handlungen der Protagonistin überhaupt nicht nachvollziehen konnte.“, solltest du dir Gedanken machen. Natürlich gibt es immer Leute, denen dein Buch nicht gefällt und manche können das sogar gut begründen. Diese Leute sind nicht dein Feind, aber wahrscheinlich einfach nicht deine Zielgruppe. Du solltest daher nicht versuchen, es jedem recht zu machen, aber wenn 3 von 4 deiner Testleser etwas kritisieren, ist vielleicht etwas dran.

Hast du schon einmal für jemanden „Testgelesen“?

Ich habe schon fremde Texte lektoriert (viele Fachtexte und ein paar Diplomarbeiten) und für ein paar Kurzgeschichten testgelesen. Mir macht das echt Spaß, weil ich gerne kritisch lese. Allerdings muss man bei mir auch mit unheimlich vielen Anmerkungen rechnen, weil ich mich einfach nicht beherrschen kann, wenn ich einen Text erstmal vor mir habe.

Manchmal habe ich dann Sorge, wie meine vielen Anmerkungen wohl ankommen werden. Vielleicht fühlt sich derjenige, dessen Text ich zerpflückt habe, dann schlecht, weil er glaubt, dass ich die Geschichte oder seinen Stil doof fand. Das will ich ja überhaupt nicht, deshalb markiere ich immer auch die Teile, die mir richtig gut gefallen haben. Wenn ich irgendwo gut in den Lesefluss komme und nichts anstreichen muss, dann meistens weil die Stelle echt gut ist. Fair ist es dann, wenn ich das auch hinschreibe. Wenn ich für jemanden einen Unterhaltungstext testlese, habe ich meist nicht die Chance, dem Menschen beim Feedbackgeben ins Gesicht zu schauen. Ich schreibe daher eine grobe Zusammenfassung meiner Wahrnehmung als Einleitung. Hier verbirgt sich dann das erste Lob, die Kritik und abschließend ein weiteres Lob.

Ich weiß nicht, ob ich als Testleser für einen ganzen Roman taugen würde. Bei meiner Art Notizen dazu zu machen, würde ich wohl wochenlang daran sitzen.

Wie findest du deine Testleser?

Bei mir hat sich glücklicherweise der eine oder andere gemeldet und gesagt, dass er Bock darauf hätte. Das lehne ich natürlich gerade bei dem Erstling nicht ab. Ich habe aber auch Testleser aus meinem privaten Umfeld, daran finde ich nichts verkehrtes, wenn es sich nicht um Leute handelt, die übervorsichtig mit Kritik sind. Mancher hat eine Mama, einen Papa, einen Freund oder eine Freundin, die Kritik kaum über die Lippen bringen. Damit könnte ich nichts anfangen. Ich muss wissen, dass mich das Feedback aus meiner Komfortzone herauslocken wird. Die schlimmste Vorstellung für mich wäre, wenn mir alle nach dem Mund reden würden. Das wissen meine Testleser aus dem privaten Umfeld ganz genau. Man stelle sich nur vor alle Testleser loben das Buch in den Himmel und die Käufer finden es restlos blöd. Das wäre mir unendlich peinlich und davor wollen mich meine Testleser glücklicherweise bewahren, indem sie mir ehrliches Feedback geben. Ihr Feedback darf auch überwiegend nett sein, solange ich auch etwas bekomme, an dem ich noch arbeiten darf.

Wie das erste Feedback für Martins Hütte ausgefallen ist

Ich hatte heute mein erstes Feedbackgespräch mit einem Testleser, der meine ganze Geschichte gelesen hat. Mir war es wichtig, die Geschichte nicht in Etappen durchzugehen, sondern zuerst eine Gesamtmeinung zu der kompletten Story zu bekommen. Mein Testleser beherrscht die Regeln zum Feedbackgeben sehr gut. Positiver Beginn, positiver Schluss und dazwischen begründete Kritik. Für das Ende hat er noch einen Wunsch, dem ich nur dann nachgebe, wenn sich die Mehrheit meiner Testleser entsprechend äußert. Den Rest konnte ich gut nachvollziehen und werde sicher auch das meiste umsetzen. Ich habe meinen Testleser auch als Experten herangezogen, so dass er mir noch ein paar Hinweise gegeben hat, wo ich noch etwas ändern könnte. (Ich will das jetzt echt nicht spoilern, deshalb so kryptisch 😉 )

Das Gesamtfazit war toll: „Mach weiter so!“

Das hat mich echt aufgebaut, weil ich zum Einen Sorge hatte, ob der Spannungsbogen in dieser Geschichte funktioniert (2 von bisher 2 Testleser haben bestätigt, dass es klappt) und zum Anderen, ob Story und Protagonist gut ankommen (bislang auch positiv bewertet). Bei meinen anderen Geschichten war ich mir zumindest mit den Stories etwas sicherer. Insbesondere nachdem ich „Das Paket“ (als genretypisches Buch/Thriller) nicht so gut fand, hatte ich Angst, ob der Versuch in diesem Genre überhaupt gut gehen kann. Jetzt bin ich erleichtert und gestehe mir wieder zu, dass mein Buch durchaus anders sein darf als Fitzeks Bücher und trotzdem ein Thriller sein kann.

Liest überhaupt jemand Kurzthriller?

Das habe ich mich natürlich auch schon mal gefragt. Ich weiß, dass die Leute bei Kurzgeschichten sehr unterschiedlich ticken. Selbst ich, die die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege hat (hoffentlich tu ich der Fliege damit nicht Unrecht), tendiere nicht dazu, Kurzgeschichten zu kaufen oder zu lesen. Wenn ich es dann aber mal mache, fühle ich mich häufig dabei gut unterhalten und freue mich, dass ich sie in einem Rutsch lesen kann. Vielleicht ist Martins Hütte mit seinen 134 Seiten dafür ein bisschen zu lang. Eine Kurzgeschichte sollte eher nicht mehr als 30 Seiten haben, aber es ist eben auch kein ganzer Roman (dieser Artikel wächst sich auch gerade zu einem kurzen Roman aus, fürchte ich).

Neulich habe ich daher mit Interesse beobachtet, wie die Fans/Leser von Noah Fitz auf seine Frage nach einem Kurzthriller reagiert haben. Natürlich gibt es auch hier zwei Lager. Die eine Gruppe findet es gut, auch mal einen kurzen Thriller zu lesen, die andere Gruppe sagt „unter 300 Seiten fange ich gar nicht erst an“. Erstaunlich fand ich, wie viele Leute doch zu der Gruppe gehörten, die gerne mal eine kurze Geschichte liest.

Natürlich werde ich mit Martins Hütte weder reich noch berühmt, aber es gibt immerhin Menschen da draußen, die so etwas durchaus lesen möchten. Das freut mich sehr.

Hilft es dann, wenn ich das Buch gratis anbiete?

Für mich ist das eine Prinzipienfrage. Wenn ich ein Buch gratis anbiete, kann ich damit rechnen, dass mehr Leute mein eBook laden, als wenn sie dafür zahlen müssen. Mehr Leser sind erstmal ja etwas Gutes, würde man meinen.

Ich will hierbei garnicht darauf hinaus, dass ich dabei keine Einnahmen erzielen würde. Nein, Geld verdienen mit eigenen Büchern wäre zwar schön, aber ich rechne nicht mit mehr als einem Taschengeld, das ich in weitere Bücher/Fortbildungen/Messebesuche etc. investieren kann.

Mal ganz abgesehen von den entgangenen Einnahmen, geht es mir um das Gefühl beim Kauf. Ein Gratis-eBook, bei dem ich einfach auf „Übertragen“ klicke, nehme ich einfach mal so mit, ohne mir wirklich Gedanken darüber zu machen, ob ich es jemals lesen will. Die Gier treibt einfach alles in den Warenkorb. Nun laden sich in einer Gratisaktion (gratis geht ja auch mal kurzfristig) vielleicht 1.000 Leute mein eBook und ich denke „Toll, neue Leser.“.  Von diesen 1.000 fängt aber vielleicht niemand in den nächsten Wochen an, mein Buch wirklich zu lesen. Das fände ich traurig. Lieber baue ich eine kleine Hürde ein, damit die Leute nicht völlig achtlos mein Buch auf ihren Kindle werfen und dann wieder vergessen.

Ich bin überzeugt, dass jedes Werk einen Preis haben sollte, auch wenn es nur ein symbolischer Preis von 99 Cent ist, von dem ich vielleicht ein Drittel bekomme. Es geht mir hierbei wirklich nicht um die Einnahmen, sondern um Wertschätzung, die der Leser einem gekauften Buch meiner Meinung nach eher entgegen bringt als einem geschenkten.

Natürlich grenzt das Menschen aus, die kein Geld haben. Aber wer kein Geld hat, hat in der Regel auch keinen eReader. Die 99 Cent für ein neues Buch (auch für ein kurzes) sind daher meiner Meinung nach nicht zu viel verlangt.

So viel zu meinen 1.606 Wörtern zum Sonntag. Ich wünsche dir einen entspannten Start in die neue Woche und ein angenehmes Restwochenende (oh, schon vorbei?!).

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