Im National Novel Writing Month (kurz NaNoWriMo oder noch kürzer NaNo) sitzen tausende Schreibende aus aller Welt virtuell in einem Boot und versuchen ein Ziel zu erreichen. Klassischerweise besteht das Ziel darin, in 30 Tagen einen kompletten Roman von Seite 1 bis Ende im Rahmen von 50.000 Wörtern zu schreiben.

Erin J. Steen lebt mit ihrer Familie und den zwei weißen Schäferhunden Abby und Maze in Norddeutschland. Nachdem sie einige Jahre in verschiedenen Orten im In- und Ausland verbracht hat, ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und liebt die Natur ihrer Heimat. Große Städte üben eine Faszination auf sie aus, aber leben möchte sie lieber zwischen Bäumen und Seen.
Ihre Freizeit verbringt die Autorin nicht nur mit dem Schreiben, sondern auch mit ihrem üppig wuchernden Garten, der Familie und stetig rotierenden kreativen Hobbys. Sie fotografiert, bastelt, näht und denkt hin und wieder sogar daran, das Töpfern zu erlernen.
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Über die Autorin
Mein Ziel für den NaNoWriMo 2021
In der Realität kann sich natürlich jeder sein eigenes Ziel setzen und im Endeffekt kenne ich recht wenig Romane, die mit 50.000 Wörtern abgeschlossen sind. Ich bin eine Freundin freier Zielgestaltung und habe mir den Monat November vor meinem inneren Auge einmal ausgemalt.
In diesem Monat plante ich den Buchsatz für 3 Bücher, eine zweitägige Buchmesse, eine finale Korrektur, eine Veröffentlichung, den Versand von einigen vorbestellten Büchern, den Druck von 7 Büchern (7 verschiedene in unterschiedlichen Abnahmemengen), ein begleitendes Video-Tagebuch… oh je, wenn ich das alles so aufschreibe, klingt es verrückt, dass ich mir überhaupt ein Schreibziel gesetzt habe…
Habe ich aber. Dass 50.000 Wörter neben einem Vollzeitjob bei dem Pensum an Nebenkriegsschauplätzen utopisch ist, muss ich wohl nicht weiter ausführen. So habe ich mir im November 2021 ein Ziel von 30.000 Wörtern gesetzt, mit denen ich gern 2 Novellen beendet hätte.
Novellen… joa, bislang sind kurze Dinge nicht ganz so mein Metier gewesen… und daher war meine endgültige Zielformulierung auch etwas vager… Sie enthielt dann so Floskeln wie „Mal sehen, wohin mich die Geschichte führt…“
Hätte, hätte, Fahrradkette…
Kommen wir erstmal zu meiner Schreibroutine, denn um dieses Pensum zu absolvieren braucht es vor allem einen Plan. Nicht unbedingt einen Plan vom Buch selbst, sondern eher einen Plan dessen, wie ich an den Monat herangehen würde. Im Durchschnitt 1.000 Wörter pro Tag. Das klingt machbar, aber ich wusste von Beginn an, dass ich nicht an jedem Tag 1.000 Wörter schreiben würde. Ich bezweifelte sogar, ob ich überhaupt an jedem Tag schreiben würde. Manche Tagen würden einfach stressig werden und ich hätte vielleicht keine Zeit und Energie, um neue Wörter zu produzieren.
Mir hilft eine gewisse Routine. Ich schreibe gern morgens vor der Arbeit, aber ich habe immer mal wieder Phasen, in denen ich schwerer aus dem Bett komme. Ich konnte also auch in diesen Zeitfenstern nicht damit rechnen, jeden Wochentag zu performen. An den Wochenenden hadere ich oft damit, wann ich das Schreiben unterbringen kann, ohne dass es jemanden im Haushalt stört und ohne dass ich einfach nur unmotiviert auf den Cursor starre…
30.000 Wörter liegen ein wenig über meinem regulären Monats-Wordcount – somit war das Ziel ambitioniert, aber nicht unerreichbar. Auch in anderen Monaten habe ich nebenbei noch viel um die Ohren, schließlich habe ich dieses Jahr bereits 6 Bücher veröffentlicht (und vier Projekte, von denen ihr nichts ahnt).
Ich wollte also meine morgendlichen Schreibrunden nutzen, um als erstes am Tag ein paar hundert Wörter zu erzeugen. Den Rest des Tages habe ich (wenn nötig) anderen Aufgaben gewidmet.
Starten wir gemeinsam in den Monatsrückblick
Ich habe wie gewohnt an jedem Tag meinen Tagesfortschritt dokumentiert. Dafür hat in meiner Schreibstatistik jedes Projekt eine eigene Spalte in der ich den tagesaktuellen Projektstand eintrage, wenn ich an dem Projekt gearbeitet habe. Das Programm errechnet über die Differenz dann die erzeugten Wörter. Herausgekürzte Wörter zählen dabei negativ mit – das heißt an Tagen, an denen ich überarbeite steigt der Wordcount weniger, obwohl ich ziemlich produktiv bin. (1.000 gekürzte Wörter und 2.300 geschriebene Wörter sehen dann nach 1.300 neuen Wörtern aus, was ja auch stimmt!)
Kurz nach dem Start des Projektes ging mir auf, dass meine erste Novelle keine Novelle werden kann. Dafür war einfach zu viel Inhalt da. Ich kann mich nicht kurz fassen. Weil ich nicht weiß, wie man eine passende Geschichte schneidet. Ich werde nie eine Kurzgeschichte auf die Reihe kriegen, wenn ich schon an einer Novelle scheitere!
So genug aufgeregt. Romane verkaufen sich sowieso besser. Leider kriege ich so dann eben nie alle meine Ideen aufs Papier, aber sei es drum!
Ich bin keine Novelle, liebe Tippse!
Novelle 1 entwickelte sich also zu einem kurzen Roman. Ich denke, er pendelt sich bei 50.000 Wörtern ein. Da dies der erste Teil einer neuen Reihe unter meinem ersten offenen Pseudonym wird, ist das ein guter Orientierungswert für die folgenden Projekte in der Reihe, von denen ich dachte, es würden Novellen werden…
Ich bin mit den Projekten im Genre Romance unterwegs und werde euch wissen lassen, unter welchem Namen ich diese Bücher wann veröffentliche. Bislang weigere ich mich, konkrete Veröffentlichungspläne für 2022 zu schmieden. Ich möchte erstmal eine Weile in Ruhe schreiben. Bitte entschuldigt, aber diese Freiheit brauche ich nach 2020 und 2021 einfach.
Tag 1: 2364 | |
Tag 2: 2165 | |
Tag 3: 427 | |
Tag 4: 1338 | |
Tag 5: 877 | |
Tag 6: 1580 | |
Tag 7: 479 | |
Tag 8: 656 | |
Tag 9: 1108 | |
Tag 10: 332 | |
Tag 11: 70 | |
Tag 12: 1725 | |
Tag 13: 510 | |
Tag 14: 1597 | |
Tag 15: 1834 | |
Tag 16: 601 | |
Tag 17: 584 | |
Tag 18: 836 | |
Tag 19: 2562 | |
Tag 20: 372 | |
Tag 21: 258 | |
Tag 22: 759 | |
Tag 23: 501 | |
Tag 24: 1902 | |
Tag 25: 3331 | |
Tag 26: 972 | |
Tag 27: 0 | |
Tag 28: 260 | |
Tag 29: 1345 | |
Tag 30: 0 |
Meine Wörter verteilten sich auf mehrere Projekte. So hatte ich in meiner Veröffentlichung noch 3.000 Wörter hinzuzufügen, 2.500 Wörter verteilten sich auf die Plots diverser weiterer Teile der neuen Reihe und einem experimentellen Projekt.
Am Ende stand ohne den letzten Tag, an dem ich statt eines Beitrags zu meinen Büchern lieber diesen Blogpost schreibe, zu 31.345 Wörtern im November. Eine Bilanz, bei der ich durchaus ein kleines Verschnaufpäuschen einlegen kann.
Wie kam es dazu, dass ich den NaNoWriMo nach meinen Regeln gewonnen habe?
Okay, ich muss ehrlich sein, an vielen Tagen habe ich diktiert. Ich habe angefangen, die 30-45 Minuten, die ich zwischen Abgabe meines Kindes im Kindergarten und beginn meines ersten Meetings hatte, zu nutzen, indem ich einen Spaziergang und das Diktieren einiger kurzer Szenen verbunden habe. Danach muss ich viel korrigieren, aber ich erzeuge in den 30 Minuten deutlich mehr neuen Inhalt als in 30 Minuten zuhause an der Tastatur.
Das Zeitfenster ist sehr begrenzt, was mich zusätzlich motiviert. Ich habe einen harten Anschlag, wann ich in meinem Telefonat sein muss und starte damit meist auf dem Heimweg im Auto. An Dienstagen ist das für mich schwieriger zu realisieren, weil an dem Tag meine erste Runde eine halbe Stunde eher startet. Meist schaffe ich da also kein Diktat. Wenn ich Videos für euch gedreht habe, habe ich das auch oft auf diesem Spaziergang gemacht, weil ich da meine Ruhe hatte und für eine Aufnahme nicht zusätzlich noch aufräumen musste. An den Videotagen habe ich also auch weniger geschafft, weshalb ich auch schnell dazu übergegangen bin, nicht mehr täglich Videos zu machen.
Kleinvieh macht auch Mist
Es gab einige Tage, an denen ich nur „Kleinvieh“ produziert habe, aber dieses Kleinvieh hat sich stark aufaddiert. Hätte ich an all diesen Tagen nicht geschrieben, hätte ich am Ende mein Ziel nicht erreicht. Erst als ziemlich sicher war, dass ich die Zielhürde mit Leichtigkeit nehmen würde, habe ich mir einen schreibfreien Tag gegönnt. Eigentlich hätte es ein schreibfreies Wochenende werden sollen, aber am Sonntagabend musste ich noch kurz eine Idee tippen.
Ihr seht aber, dass es wichtig war, an allen Tagen zu schreiben und nicht nur an den „guten“. An 18 Tagen hatte ich weniger als 1.000 Wörter auf dem Zettel. An 9 davon sogar weniger als 500. Auch die Tage mit 0 Wörtern haben zu meinem Erfolg beigetragen, denn ohne Pausen brenne ich irgendwann aus. Meistens explodieren meine Plotpläne an diesen freien Tagen und zwingen mich schnell wieder an den Schreibtisch.
Was nehme ich aus dem Monat mit?
- Ich denke, das Ritual morgens einen kurzen Spaziergang zu machen und das mit dem Diktieren zu verbinden, werde ich gerne beibehalten, weil es meiner Produktivität sehr gut tut. Vermutlich hilft es mir auch anschließend, weil ich mit frischerem Kopf im Büro sitze und weil Bewegung im Allgemeinen gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden ist.
- Auch Tage mit wenig Output tragen zur Zielerreichung bei. 300 Wörter sind besser als nichts.
- Ich kann auch unter regulären Bedingungen (Kindergarten On-Off, Vollzeitjob mit Deadlines, Veröffentlichungen und dem normalen Chaos) über 30.000 Wörter im Monat schaffen, ohne mich auszupowern.
- Es ist okay, im Laufe des Monats Kurskorrekturen vorzunehmen, wenn die Dinge nicht zusammenpassen (sei es die Länge des Projektes oder das Kürzen einer anderen Aufgabe wie bei mir den Videos) – aber wenn ich ehrlich bin, wusste ich das bereits vorher.
Und hier geht es zu meiner Video-Playlist auf YouTube.