Unter Lesenden wird häufig über ihn diskutiert, den Stapel ungelesener Bücher (im Folgenden als SUB bezeichnet).
Wie groß ist er? Hast du ihn gezählt, vermessen oder gewogen? Belastet er dich? Möchtest du ihn abbauen? Was hindert dich daran?
Manch einer berichtet beschämt, er habe 56 ungelesene Bücher *senkt den Blick und versucht sich zu verstecken*. Andere berichten stolz, sie hätten 173 ungelesene Bücher und damit eine tolle Auswahl für den nächsten Stromausfall/Erdbeben/Schneekatastrophe.
Wie ich zu meinem SuB stehe und warum er ausgedient hat, erzähle ich euch im heutigen Beitrag.
Ich gehöre dazu – auch ich habe einen großen SuB. Hier könnt ihr ihn sehen und seine Schätze bestaunen.
Er umfasst 206 Prints +1, das ich noch im Esszimmer gefunden habe, und eine ungezählte Anzahl eBooks. Viele der Bücher sind mehr oder weniger angelesen, manche fast durch, aber so lange sie nicht komplett gelesen sind, zählen sie bei mir zum SuB. Was ich in der Regel nicht mitzähle, sind Sachbücher. Die lese ich ohnehin selten von vorn bis hinten durch, sondern beschränke mich auf die für mich relevanten Stellen. In meinen Regalen könnten sich noch weitere ungelesene Bücher finden, wenn ich intensiver suchen würde, aber die bekannten 206 reichen mir fürs Erste.
Wie ich mich dabei fühle? Stolz oder beschämt?
Weder noch. Der Kauf von Büchern passiert bei mir meist impulsiv. Ich habe Lust auf ein Buch (oder zwei oder drei), dann kaufe ich es. Ich spaziere über den Flohmarkt, dann kaufe ich, was ich tragen kann und lesen möchte. Ich kaufe gerne Bücher. Dafür möchte ich mich nicht schämen müssen. Da ich selbst entscheiden kann, wie ich mich fühle, unterlasse ich es also einfach 😉
Ich lese auch gern, aber mein Leseverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. In meinem Keller stehen neben den ungelesenen auch zahlreiche gelesene Bücher und längst nicht alle gelesenen Bücher sind heute noch da. Mit Sicherheit habe ich bereits mehr als 1.000 Bücher gelesen. Keine Ahnung, wo ich jemals die Zeit dazu hergenommen habe, aber die Gelesenen im Keller sind Zeuge dieses Umstands. Ich lese seit ich dessen mächtig bin (das sind mehr als 25 Jahre) und es war immer viel.
Es hat Zeiten gegeben, in denen ich mindestens ein Buch pro Woche nebenher gelesen habe, während ich im Bus oder Zug unterwegs war oder im Café saß. Eine Zeitlang verbrachte ich wöchentlich ca. 10 Stunden im Zug und habe die meiste Zeit davon gelesen – da geht natürlich viel weg. Dann stieg ich beim Pendeln aufs Auto um und tauschte die Bücher gegen Hörbücher. Heute pendle ich (zum Glück) nicht mehr und verbringe einen großen Teil meiner früheren Lesezeit mit dem Schreiben eigener Geschichten, Bücher oder Blogbeiträge.
Mein Kaufverhalten habe ich nach dieser Änderung kaum angepasst, weshalb lange Zeit viele Bücher gekauft, die aber nicht im gleichen Tempo gelesen wurden wie früher. So sind 206 auf dem SuB gelandet.
Das ist nicht schlimm, es schadet schließlich niemandem, wenn ich Bücher im Keller horte. Der Autor/Verlag/Buchhandel verdient daran, unabhängig davon, ob ich das Buch lese. Meinen Geldbeutel stört es nicht, denn das Geld ist längst weg und es kommt sowieso nicht wieder.
Wenn ich heute den SuB im Keller ansehe, freue ich mich meistens nur darüber, dass ich nicht in die Bibliothek oder den Buchladen gehen muss, wenn ich ein neues Buch suche.
Im Buchladen denke ich mittlerweile immer häufiger „Nee, dieses Buch brauchst du jetzt wirklich nicht, du hast noch dies und jenes ungelesen im Schrank. Das ist bestimmt viel besser!“. Auch ein komfortabler Gedanke. Trotzdem kommt es gelegentlich natürlich noch zu Impulskäufen, aber ich bemühe mich, den SuB ein bisschen abzubauen, weil ich die Bücher darauf einfach gern lesen möchte – die meisten davon lieber als viele im Buchladen.
Kommt dann doch mal ein Impulskauf dazu, wie ein neuer Mrs. Murphy oder vor Kurzem die Agatha Raisins, sind die Bücher meist auch schnell wieder „weggelesen“.
Nicht immer klappt das.
Vor einigen Wochen habe ich mir 5 Bücher gekauft, von denen bislang erst eins gelesen ist. Ein weiteres ist angelesen, hat mich aber noch nicht so sehr mitgerissen. Die anderen drei haben sich brav in meinen SuB gereiht. Für diesen Zweck möchte ich allerdings keine weiteren Bücher anschaffen.
Ich muss nicht mehr nach Flohmarktschnäppchen suchen, denn das Buch, das ich wirklich lesen will, kann ich meistens auch neu im Laden kaufen. Zugreifen muss ich nur noch bei Büchern, die ich ausschließlich gebraucht kaufen kann. Denn leider werden einige tolle Bücher einfach nicht mehr gedruckt.
Ansonsten treibt mich heute nicht mehr die finanzielle „Not“ der Studienzeit, in der am Ende des Monats auch das Geld alle war. So wenige Bücher, wie ich wirklich lesen kann, kann ich mir heute auch am Ende eines teuren Monats immer noch leisten. Zugegeben, ich gehöre nicht zu den Hardcover-Käufern, so dass mich vier Bücher eben in der Regel nicht gleich 100€ kosten können, sondern eher die Hälfte. Meistens schaffe ich aber nicht einmal diese vier Bücher pro Monat.
Der SuB hat bei mir also ausgedient. Ich brauche ihn nicht mehr für schlechte Zeiten – außer für Stromausfälle, Erdbeben oder Schneekatastrophen.
Deshalb und nur deshalb möchte ich ihn nun abbauen. Und du kannst mich dabei begleiten. Die 206 Bücher sind katalogisiert und haben eine eigene Seite bekommen. Wann immer ich eines davon beende, werde ich es symbolisch streichen. Neuanschaffungen trage ich nach. Außerdem möchte ich auch die eBooks und das eine vergessene Exemplar nachtragen. Es könnten also durchaus auch 256 werden. Wer mich zum „gemeinsam lesen“ challengen möchte, weil er das gleiche Buch auf dem SuB hat, ist mir herzlich willkommen.
Die tollen Bücher darauf möchten gelesen werden und ich muss keine Angst mehr haben, dass mir danach der Stoff ausgeht und ich in die Beschaffungskriminalität abrutsche. Der Stapel wird vermutlich nie ganz verschwinden, denn das aktuell gelesene Buch wird für mich immer zum SuB zählen, weil es unvollendet ist. Und ein Leben ohne ungelesene Seiten kann ich mir nicht vorstellen (wie langweilig!). Realistisch betrachtet bedeuten die 206 Bücher für mich aber Lesestoff für mindestens 4 Jahre. Zum Glück sind es tolle 4 Jahre Lesestoff…

Es wird kein Buchkaufverbot geben, denn auch das ist unnötig. Aber ich möchte nicht mehr „grundlos“ horten. Die Chance auf ein signiertes Buch auf einer Messe lasse ich mich deshalb trotzdem nicht nehmen. Und wenn ich mal wieder den neusten Mrs. Murphy lesen will, werde ich mir auch den gönnen. Es geht also nicht um Verzicht, sondern um den Genuss, endlich den Vorrat „auflesen“ zu dürfen.
Klingt fast, als müsste ich mir gerade eine Diät schmackhaft machen, aber so ist es nicht.
Ich habe intensiv darüber nachgedacht, warum dieser Stapel so groß geworden ist und glaube, es nun verstanden zu haben. Und hoffe, den Trick (mir selbst versichern, dass ich ihn nicht mehr brauche) gefunden zu haben, wie ich sein Wachstum stoppen kann.
Vermutlich werde ich einige Exemplare sogar (ohne sie zu lesen) weiterverkaufen – ein paar sichere Kandidaten dafür stehen schon fest und sind gar nicht erst auf dem SuB gelandet. Eine Krimireihe (von Tara French) hat mich bereits bei Teil 1 so sehr enttäuscht, dass ich die anderen 4 Teile, die ich gemeinsam gebraucht gekauft hatte, gar nicht erst beginnen möchte. Ich habe Teil 1 irgendwann abgebrochen und mir die Rezensionen dazu durchgelesen und dann war die Sache für mich klar – definitiv für mich Zeitverschwendung.
Wie stehst du zu deinem SuB? Ist er groß oder klein? Zählst oder misst du deinen SuB? Wie ist er entstanden? Was hast du mit ihm vor?