Man hört es ständig: Autoren müssen viel Lesen. Aber es geht nicht nur um die Masse an Geschichten, die wir konsumieren, sondern auch darum, was wir daraus lernen, wie diese Geschichten geschrieben sind. Die Buchanalyse.
Nicht jeder Vielleser ist automatisch ein guter Autor und nur weil du viel schreibst, bist du nicht automatisch herausragend darin. Übung gehört zum Fortschritt dazu, aber zur Übung gehört es eben auch, bewusste Entscheidungen zu treffen.
Worte auf Papier sind geduldig.
Du kannst sie so lange anstarren, bis du verstanden hast, was dort passiert. Wenn du es bemerkst, ist es nicht mehr weit bis zu dem Punkt, an dem du das Gesehene nutzen kannst. Dazwischen liegt die Meerenge der Übung.

Ich bin ein Fan von Sacha Blacks Podcasts und liebe es, ihr zuzuhören, wenn sie über schreibrelevante Themen spricht. So musste ich mir natürlich auch ihr neustes Buch „The Anatomy of a Best Seller“ kaufen. Aber was ist ein gekauftes Buch, wenn ich es nicht lese und umsetze? Richtig, nur Füllmaterial für den Stapel ungelesener Bücher. So weit wollen wir es ja nicht kommen lassen.
Worum geht es?
The Anatomy of a Best Seller setzt sich aus 3 Schritten zusammen: Lesen, Dekonstruktion und Implementierung
Was in den einzelnen Schritten zu tun ist, beschreibt Sacha auf ihre gewohnt offene und rebellische Art. Da ich dir empfehle, das Buch bei Interesse einfach selbst zu lesen, fasse ich es mal mit meinen ganz eigenen Interpretationen zusammen.
Lesen
Misshandle deine Bücher mit Markern und Notizen und kaufe eine Menge farblich abgestimmter Klebezettel.
Dekonstruktion
Finde heraus, warum du markiert und geklebt hast.
Implementierung
Das kann ich dir unmöglich zusammenfassen. Aber wie du dir denken kannst, geht es ums Üben, Üben, Üben.
Ja, also diese Zusammenfassung war mäßig hilfreich. Das gebe ich zu. Wir sind wieder am gleichen Punkt wie nach meinem kurzen Intro zu diesem Blogpost… was daran liegen könnte, dass Sachas Buch mich zu diesem Artikel inspiriert hat.
Ohnehin hilft es dir nicht, wenn ich dir dieses Buch zusammenfasse, denn es geht hierbei um etwas, das DU verinnerlichen musst. Nur weil ich etwas lerne, hilft dir das noch lange nicht. Wie bei fast allen Sachbüchern aus dem Schreibbereich bringt das Lesen allein dich nicht ans Ziel.
Deshalb will ich dir auch lieber erzählen, was ich jetzt damit mache.
Zunächst habe ich mir ein paar Bücher aus dem Schrank gezogen, aus denen ich etwas lernen möchte. Es sind alles Lieblingsbücher aus dem gleichen Genre, in dem ich demnächst mal wieder schreibe. Die Protagonisten haben das gleiche Alter wie meine, sie waren alle erfolgreich genug, in meinem Schrank zu landen, und es sind alles Bücher, die mich in irgendeiner Weise begeistert haben. Warum also?
Das jüngste in der Reihe ist Dark and Shallow Lies von Ginny Myers Sain. Von diesem Buch war ich so begeistert, dass ich mir blind das nächste Buch der Autorin vorbestellt habe. Es erschien 2022 und es spielt in einem ähnlichen Setting wie meine Geschichte.
Außerdem habe ich Geboren um Mitternacht von C.C. Hunter gewählt. Erschienen 2011 mit allerhand magischen Wesen in einer Art Sommercamp. Ich habe es damals sehr gern gelesen und wähle es, um die zeitliche Entwicklung in dem Genre zu beobachten.
Als letztes in meinen ersten drei gewählten landet ein Klassiker auf meinem Tisch (zumindest unter den Urban Fantasy Geschichten). Die Ankunft von Lisa J. Smith von 1992. Ich mag Lisa J. Smith sehr, aber ich weiß, dass ihr Stil nicht mehr zeitgemäß wäre. Man denke nur an die Eröffnung der Vampire Diaries Reihe im Buch… gruselig. Ich konnte das Buch aufgrund der vielen verbrannten Klischees nicht lesen.
Okay, du siehst, wir spannen den Bogen über 30 Jahre Urban Fantasy. Das wird bestimmt spannend.
Angefangen habe ich mit dem neusten Buch, das ich auch erst vor wenigen Monaten gelesen habe. Schon auf den ersten Seiten kleben so viele Fähnchen und ich habe noch mehr markiert. Grundsätzlich sagt Sacha, ich soll alles markieren, was ich bemerkenswert finde. In diesem Buch finde ich davon eine MENGE.
Zunächst habe ich angefangen nur zu markieren, was mir aufgefallen ist. Entweder positiv oder weil ich erkannt habe, was die Autorin nutzt. Zum Beispiel sind mehrere Dreiklänge im ersten Kapitel und sie setzt an besonderen Stellen ein Stakkato mit mehreren kurzen Sätzen, die den Lesefluss bzw. die Leserwahrnehmung an der Stelle verändern.
Als nächstes habe ich mir nach ein paar Seiten überlegt, zu welcher Art von bemerkenswerten Stellen ich Fähnchen kleben will. Also habe ich mir eine Legende ins Buch geklebt.
Das habe ich auf Instagram bei einer Leserin gesehen und in meiner Story gepostet, woraufhin (ACHTUNG: FANGIRL MOMENT) mich Sacha angeschrieben hat! Ahhhhhhh… Sie mochte es auch.
Okay, genug gefangirled. Sorry für den Exkurs. We are all real people here!

Was ich aus Dark and Shallow Lies mitnehmen möchte:
- Character (Alles was charakterbezogen ist, Beschreibungen, Handlungen, etc.)
- Setting (Alles, was das Setting in diesem Buch betrifft, besondere Beschreibungen, typische Dinge für die Region etc.)
- Narration (Alles, was typisch für die Erzählweise ist)
- Rhythm (Alle Werkzeuge, die den Lesefluss beeinflussen)
- Show don’t tell (Emotion) (Alles, bei dem ich finde, dass Emotion gut gezeigt wird)
Deine eigene Logik kann total anders aussehen und ich bin sicher, dass ich bei anderen Büchern ebenfalls variieren werde.
Das Show Element habe ich übrigens in den ersten paar Seiten noch nicht gefunden und dann später in der Legende nachgetragen.
Im Buch selbst habe ich mit einem farblich passenden Marker gearbeitet, der nicht zu stark durch die Seiten schimmert. Notizen mache ich mit einem Bleistift.
Ja, hinterher kannst du dieses Buch nicht weiterverkaufen – stimmt!

Willst du dann aber auch nicht mehr. Bereits auf den ersten Seiten sind mir einige wichtige Elemente aufgefallen, die ich gerne selbst einsetzen möchte.
Ich habe zunächst ganz bewusst Bücher für die Analyse ausgewählt, die ich bereits gelesen habe, weil ich glaube, dass ich alle 3 Ebenen der Analyse sonst nicht abdecken könnte.
Das erste Buch wird mich sehr viel Zeit kosten und ich kann der Geschichte in diesen kurzen Schnipseln nicht gut folgen. Also nehme ich Geschichten, die ich schon kenne, um mich auf die technischen Elemente zu konzentrieren. Mit etwas Übung kann ich vielleicht auch irgendwann mal ein Buch beim ersten Mal mit dieser „Brille“ betrachten.
Nach meinem NaNo-Schreib-Projekt, werde ich mir dann auch noch mal meine Staffel 1 von High Fashion Mystery vornehmen und analysieren, welche Tools ich bereits intuitiv einsetze. Ohnehin steht noch eine richtige Serienbibel auf meiner To Do Liste für die dunkle Jahreszeit.