In diesem Beitrag geht es darum, die Regeln zur Covergestaltung in einem bestimmten Genre kennenzulernen. Allgemeine Infos findest du in dem ersten Artikel dieser Reihe:
Wie du das perfekte Coverdesign findest
In der letzten Woche habe ich dir bereits die Regeln der Krimis gezeigt, in dieser Woche geht es um Thriller. Vielfach werden die beiden Begriffe Synonym verwendet, doch am Cover kann man in der Regel bereits sehr gut sehen, ob man einen Krimi oder einen Thriller in der Hand hält.





Insgesamt wirken die Cover aufgeräumt und balanciert. Das Detailmotiv ist meist zentral angeordnet und die Farbauswahl ist beschränkt. Das ist sehr gut bei „Todesplan“von Michael Hübner zu sehen: Die Schriftfarbe findet sich im Schmetterling wieder und auch der Hintergrund besteht ebenfalls in einem Blauton.
Bei Thrillern gibt es häufig nur ein Detailmotiv auf einem strukturierten Hintergrund. Zu dem Motiv gibt es meist einen inhaltlichen Bezug. Die Schrift besteht aus Großbuchstaben und der Buchtitel ist meist extrem dominant. Es ist als normal zu betrachten, wenn der Buchtitel oder der Name des Autors die komplette Breite (bis auch einen kleinen Rand) des Buches einnimmt.
Die Schrift des Titels kann auch Serifen (wie bei dem Cover von Andreas Gruber) haben, dies ist aber etwas ungewöhnlicher in dem Genre. Auch bei dem Namen des Autoren dominieren tendenziell fett geschriebene Großbuchstaben.
Außerdem wird die Schrift für den Buchtitel meist mit einem Effekt versehen, der die Lesbarkeit der Schrift zwar ein bisschen verringert, sie aber dafür interessanter macht. Beispiele hierfür sind gebrochene Schrift, Stempeloptik, Leuchten oder Schattierungen. Im Printbuch-Bereich kann es auch eine reflektierende Oberflächenbeschichtung oder eine haptische Komponente sein.
Die Typografie und der Schriftsatz spielen bei der Gestaltung von Thriller-Covern eine übermäßig große Rolle. Vielfach wird für den gleichen Autor vom jeweiligen Verlag unabhängig davon, ob es sich um eine Serie handelt, immer wieder das gleiche Cover mit einem anderen Hintergrundbild versehen und lediglich die Farbgebung angepasst.





Die Bücher von Grangé stellen keine Reihe dar. Doch wer eins der Bücher mochte, wird wahrscheinlich auch die Anderen mögen. Die optische Ähnlichkeit verspricht eine Ähnlichkeit des Inhaltes oder des Stils.
Die Bücher sind in erheblichem Abstand voneinander erschienen, weshalb es zwischen „Der Flug der Störche“ und „Das schwarze Blut“ und den anderen drei Büchern ein Unterschied in der Typografie besteht. Natürlich gibt es dieselben Bücher auch noch mit anderen Coverdesigns, aber ich denke du siehst an dem ausgewählten Beispiel, was ich mit den Ähnlichkeiten meine.
Bei den Grangé-Büchern kann man auch das Prinzip der Reduzierung auf wenige Farben zu sehen. Jedes hat eine dominierende Farbe und relativ wenig Ablenkung. Auf den beiden Covern von Sandra Brown und Jilliane Hoffman sieht man das ebenfalls. Bei Brown ist die Schriftfarbe des Autors die gleiche wie die des Hauptmotivs, weshalb das ganze Cover sehr harmonisch wirkt. Bei Hoffman ist die weiße Eule komplett bildfüllend, die Grautöne und das Schwarz des Schnabels und der Augenlider wird für die Schrift aufgegriffen und nur die Augen weichen vom Schwarz-Weiß-Schema ab, was die Augen zu einem absoluten Blickfänger macht.




Der einzige Titel in dieser Auswahl, der von den Großbuchstaben abweicht, ist der Roman von Sandra Brown. Das ist sicher nicht unbegründet, denn in diesem Buch wird es meiner Erfahrung nach nicht nur um den Fall gehen, sondern meist gibt es bei ihr auch einen Plot fürs Herz. Genau das könnte der Coverdesigner bei der Typografie des sehr klein geschriebenen, unaufdringlichen Titels bedacht haben.
Die Romane von Gillian Flynn, Sandra Brown und Jilliane Hoffman weichen von der Effekt-Regel ab. Das heißt ihre Titel (und auch die Autoren) sind ohne einen Effekt geschrieben. Bei Paula Hawkins besteht der Effekt in den Wischspuren, die das Vorbeifahren des Zuges im Hintergrund aufgreifen, doch auch hier ist das Cover als von den bisherigen Regeln abweichend zu sehen.
Diese Abweichungen vermitteln dem Leser vermittelt, dass er keinen „normalen“ Thriller vor sich hat. Ich würde tendenziell der Optik wegen annehmen, dass sie weniger brutal/explizit sind. Natürlich kann ich mit dieser Einschätzung auch total daneben liegen, aber dann entstünde mir beim Lesen ein Konflikt, denn ich erwarte ja etwas anderes als bei einem Grangé oder Chris Carter.



Des Weiteren ist bei den Thrillern zu erkennen, dass hier durchaus der Name des Autors größer sein darf als der Titel des Buches. Dies gilt natürlich insbesondere dann, wenn der Autor das Verkaufsargument ist – Sorry, der nächste Grange mag Telefonbuch heißen, aber ICH kaufe ihn trotzdem! Ich kaufe auch den nächsten Minier, wenn er Speisekarte heißt… ist mir ja sowas von egal! Ebenso bei Jussi Adler Olsen.
Bei Karen Rose sieht man an dem Cover, dass der Name zum Hauptmotiv wird. Was sich der Designer dabei gedacht hat, kann ich nur vermuten, doch auch hier ist klar: Die Autorin ist in dem Genre sehr bekannt und die deutschen Titel ihrer Bücher sind selten aussagekräftig, weshalb der Käufer vermutlich wegen der Autorin zu dem Buch greifen wird, egal wie es heißt. Der Titel verschwindet hier fast vollständig in den Pflanzenstrukturen und fällt damit absolut in den Hintergrund.
Auch wenn es zahlreiche blutige Cover zu geben scheint und diese Assoziation in dem Genre recht naheliegend ist, so sind in dieser relativ zufälligen Auswahl nur wenige „echte“ Blutspuren zu sehen. Blut ist hier nur auf einigen Grangés und auf dem Cover von „Zerrissen“ zu sehen. Eine Andeutung von Blut kann auch in der Nutzung roter Schriftfarbe liegen, wie unter anderem bei Karen Rose und Bernard Minier.
Die meisten wirklich spannenden Bücher in diesem Genre leben nicht vom Splatter-Effekt, sondern von der unsichtbaren Bedrohung, die über allem zu schweben scheint, weshalb Blut auf dem Cover keine Notwendigkeit darstellt.
Mein eigenes Thriller-Cover folgt ebenfalls den Regeln dieses Genres und zeigt kein Blut oder rote Farbe, weil es darin nicht um makabere Todesarten geht. Die Schrift füllt auch hier fast die komplette Breite des Buches und die Farbpalette ist stark eingeschränkt. Einen Effekt im Buchtitel gibt es ebenfalls. Mein Hauptmotiv ist der Wald, was sich aus dem Inhalt des Buches erklärt. Der Wald ist jedoch hier eher als Hintergrund zu sehen und soll sich nicht aufdrängen bzw. erst auf den zweiten oder dritten Blick erkannt werden, was auch wieder mit dem Inhalt zusammenhängt.
Ich hoffe, du hast jetzt einen guten Überblick darüber, welche Regeln es bei dem Gestalten von Thrillern gibt. Die optischen Unterschiede zu den Krimis sind wie eingangs erwähnt wirklich enorm groß, weshalb man wirklich anhand des Covers erkennen sollte, ob du einen Krimi oder einen Thriller geschrieben hast. Jedoch ist nicht immer die inhaltliche Trennung zu 100% klar, denn wie überall gibt es verschwimmende Grenzen.