Wie du das perfekte Coverdesign findest: Krimi

In diesem Beitrag geht es darum, die Regeln zur Covergestaltung in einem bestimmten Genre kennenzulernen. Allgemeine Infos findest du in dem ersten Artikel dieser Reihe:

Wie du das perfekte Coverdesign findest

Der Krimi ist mein absolutes Lieblingsgenre. Ich habe Regale voller Krimis im Keller.

Deshalb muss ich hier erstmal ein paar Unterteilungen erklären.

Es gibt Milieu-Krimis und solche die es nicht sind. Im Milieu-Krimi ist der ermittelnde Protagonist beruflich mit dem Fall befasst. Das heißt Polizisten, Ärzte, Richter, Anwälte, Privatdetektive und und und gehören ins Milieu. Auf der anderen Seite gibt es Pastoren, Rentnerinnen und Katzen… Ja, Katzen gebührt eine besondere Rolle. Die meisten Krimis sind Milieu-Krimis, diese sollten etwas realistischer sein als die zugegebenermaßen abwegigen Krimis, bei denen immer wieder dieselbe Rentnerin ermittelt. Trotzdem mag ich den milieufremden Krimi sehr gerne, was du wohl auch bei meinen eigenen sehen wirst.

Bei milieufremden Krimis wird die Hauptfigur meist durch Bekanntschaft mit dem Opfer oder Auffinden der Leiche oder ähnliches persönlich in den Fall hineingezogen, während im Milieukrimi meist keine persönliche Beziehung zwischen Protagonist und Opfern/Tätern besteht. Hier sind Opfer und Täter meist relativ austauschbar.


Im Bereich Krimi gibt es in den letzten Jahren auch einen immer stärker werdenden Trend zum Regionalkrimi – die Region, in der der Roman spielt, hat einen erheblichen Einfluss auf das Leseerlebnis. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern. Skandinavische Krimis sind häufig relativ düster, französische etwas verworren, englische sehr klassisch, amerikanische eher brutal. Es gibt auch hier immer wieder Ausnahmen, aber der Leser von Schwedenkrimis erwartet eben etwas Bestimmtes von dem Buch.

Die Region hat in diesem Genre auf jeden Fall einen großen Einfluss auf dein Cover, falls sie nicht austauschbar ist.

Bei diesen vier Covern erkennt man eine klare Beziehung zum Ort, an dem der Krimi spielt. Der eine ist skandinavisch. Dann einer vom Deich, wir gehen also klassisch eher mal von der Nordseeküste aus, könnte aber auch deutsche Ostsee sein. Beim dritten Cover wäre ich schwer enttäuscht wenn er nicht in der Provence spielt – der vierte sagt auch gleich, dass er zur Provence gehört.

Zur Typografie der ersten vier Cover: Wir sehen überwiegend Serifenschriften und es werden überwiegend Großbuchstaben für Titel und Autor verwendet. Die farbliche Trennung in Deichmörder deutet darauf hin, dass dieses Buch zu einer Reihe gehört, die entweder alle mit Deich beginnen oder auf Mörder enden. Die Schriftfarben in Deichmörder finden sich alle im Strandkorb wieder. Auch Camilla Läckbergs Cover enthält nur Schriftfarben, die auf dem Hintergrundbild zu sehen sind. Die beiden Provence-Krimis nutzen gelb als abweichende Schriftfarbe für den Titel.

Gerne findet man hier auch einen Bezug zur Jahreszeit, die in dem Buch vorherrscht. Außerdem Wolken scheinen ebenfalls ein wichtiges optisches Element zu sein, das diese Cover verbindet, die Himmel zeigen, und auf die Verklärung durch den Kriminalfall hindeutet.

Diese drei Cover sehen aus, als wäre der Ort an dem sie spielen nicht von all zu großer Bedeutung. Für den dritten in der Reihe kann ich sagen, dass der Ort sehr wohl wichtig ist, aber es ist nicht besonders wichtig, wo der Ort geografisch liegt. (Wer die Reihe nicht kennt, sollte sie unbedingt mal lesen!)

Die Typografie ist auch hier relativ simpel gehalten, meist mit Serifen. Der Buchtitel ist meist etwas größer als der Name des Autors, je nach Bekanntheitsgrad des Autors, kann der Name wachsen. Großbuchstaben mehr verwendet als normales Schriftbild.

Die spielerischsten Elemente im Schriftbild dieser 7 Milieu-Krimis sind das vertikale Und bei Reginald Hill und das zweifarbige Deichmörder. Hier geht es ernst zu, die Leute machen ihre Arbeit!

Das einzige Beispielbild unter den Krimis mit einer Art Rahmen ist das Buch von Camilla Läckberg. Der Rahmen erinnert hier an ein vereistes Fenster, das uns zum Einblick in die Szenerie verleitet. Wir können aber aus dem Fehlen von Rahmen bei den anderen Beispielen davon ausgehen, dass es sich bei dem Rahmen um einen Bruch mit den Genrekonventionen handelt.

So und nun kommen wir zu den etwas anderen Krimis, die dann auch weniger gemeinsam haben, aber gut illustrieren, wie man mit den Genrekonventionen bricht:

Bei Phil Rickman ist schon am Cover zu erkennen, dass wir vermutlich Genregrenzen touchieren. Der Name des Autors ist typografisch ähnlich, wie es bei Thrillern typisch ist- dazu nächste Woche mehr. Das zentrale Bildelement wirkt mysteriös, weil nicht ganz klar. Alles scheint ein bisschen im Nebel zu liegen. In dieser Reihe ermittelt übrigens eine  Kirchenangehörige im ländlichen Großbritannien.

Trotzdem sehen wir bei allen drei Covern in der Reihe noch Serifenschriften und einen Hang zu Großbuchstaben.

Das Cover von Emma Goodwyn  deutet einen historischen Bezug an und Rebecca Michéle verspricht ein ländliches Szenario.

Die nächsten drei Cover zeigen uns, dass es hier mit weniger Ernsthaftigkeit zugeht als bei den Mileukrimis. Bei Rita Mae Brown ist immer eine Katze auf dem Cover und die Katze der Autorin ist als Co-Autorin genannt, hier ermitteln die Tiere parallel zu ihrem Frauchen und bewahren mehr als einmal Frauchen vor dem sicheren Tod durch fiese Verbrecher. (Sucht nach Katzenkrimis und ihr findet echt viele!) In diesem Krimi geht es um das Landleben, Freundschaft, Liebe und Verbrechen. Am Ende erhalten wir eine befriedigende Auflösung und unseren Lieblingsfiguren passiert nicht. Das Cover verspricht im Grunde auch genau das – von ihm geht keine Bedrohung aus (es gibt auch keine Wolken am Himmel!)

Der Roman von Colin Cotterill ist der einzige unter den Beispielen, der eine Person zeigt. Also auch ein Konventionsbruch, der sehr wohl gewollt scheint.

Über die Romane von Phil Rickman, Rita Mae Brown, Colin Cotterill und Alan Bradley kann ich sagen, dass es bei ihnen ganz eindeutig mehr um die Protagonisten geht als in den Milieukrimis.


Daneben gibt es zahlreiche Verlage, die ein immer gleiches Muster für ihre Buchcover verwenden, wie Diogenes, Graffit und anderen.

Allgemein ist also zu Krimis zu sagen:

Wenn dein Ermittler ein Kommissar ist, der an einem bestimmten Ort ermittelt, liegst du voll im Trend mit einem Cover, dass die Region repräsentiert, und einer Schrift in Großbuchstaben mit Serifen.

Ist dein Krimi in irgendeiner Weise völlig untypisch, kannst du machen, was zu willst, so lange dein Cover ein Versprechen gibt, das du im Buch hältst.

Mal sehen, wo ich mit meinen Krimicovern dabei lande.

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