Wie du das perfekte Coverdesign findest: Fantasy Teil 2

Damit du nicht den Überblick verlierst, hier noch einmal der Link zu allen bisherigen Teilen der Serie:

Wie du das perfekte Coverdesign findest

Wie du das perfekte Coverdesign findest: Krimi

Wie du das perfekte Coverdesign findest: Thriller

Wie du das perfekte Coverdesign findest: Fantasy Teil 1

Hier ist der jetzt zweite Teil der Cover aus dem Genre Fantasy.

Zum Einstieg habe ich neulich erklärt, dass die Hauptfarbe bei dem reihenlastigen Genre nicht so stark bewertet werden sollte, da häufig innerhalb einer Reihe ein zentrales Motiv farblich variert wird.

Als Beispiel dafür habe ich Kim Harrisons Rachel Morgan-Serie gewählt. Du siehst die 5 Teile, die ich noch nicht gelesen habe. Bis zum achten Teil bin ich gut durchgekommen, dann habe ich den Anschluss verloren. Der 13. soll aber der letzte gewesen sein. Die deutschen Cover dieser Reihe haben immer den Titel in Großbuchstaben und roter Schrift mit Serifen. Nur die neusten haben einen Untertitel (Ein neuer Fall für Rachel Morgan bzw. Rachel Morgans letzter Fall). Das zentrale Motiv ist immer das Auge, bei dem die Linse meist (außer Blutschwur sollte keins ein „normales“ Auge zeigen) durch ein anderes Motiv ersetzt wird. Das Cover hat eine Hauptfarbe und man kann nicht sagen, dass die rosa Cover eher für Mädchen sind und die blauen oder grünen eher für Jungs (ich setz mich mal voll ins Klischee).

Mit erschrecken stelle ich fest, dass das mindesten eins der Bücher bei Amazon unter Liebesromane gelistet ist… Hallo?! Hexen, Vampire, Elfen und Dämonen?! Abenteuer, Action, Flüche?!

Wenn du also eine Serie im Genre Fantasy schreibst, bist du voll im Rahmen, wenn du den Motiv nur leicht varierst und dabei ein bisschen mit den Farben spielst.

Ein zweites Beispiel ist die Schattenreihe von Jennifer L. Armentrout. Das Motiv sind Menschen, die als Schemen dargestellt werden, das Bild ist von Lichtreflexen überlagert, hat ein Pflanzenmotiv im Vordergrund und jeder Teil hat eine dominierende Hauptfarbe. Die Variationen im Motiv können hierbei einen viel stärkeren Hinweis auf den Inhalt geben, als man zunächst erwartet. Ich muss zugeben, das ich die Reihe von Jennifer L. Armentrout noch nicht gelesen habe (ich schleiche noch drumherum), aber die Personen sind schon in sehr unterschiedlichen Konstellationen und Situationen abgebildet.

Deshalb nehme ich beim Betrachten der Cover an, dass wir es einmal mit unterschiedlichen zentralen Themen zu tun haben könnten: Vermissen (Origin), Flucht (Onyx), Nähe und Distanz (Opal), Paarbeziehung (Opposition) und Freundschaft (Obsidian)

Natürlich kann ich absolut daneben liegen und mir beim Lesen das vermeintliche zentrale Thema auch notfalls im Nebenplot suchen, aber das ist eben der Eindruck, den ich beim Ansehen des Cover bekomme, ohne den Klappentext zu lesen.

Es gibt im Gerne Fantasy auch immer wieder Cover, die sehr textlästig daher kommen und wenig bis kein erkennbares Motiv tragen. Die Linien scheinen mehr der Führung des Auges zu dienen als der Darstellung eines Bildes.

„Die Dreizehnte Fee“ zum Beispiel leitet durch die ovale Form den Blick genau hinein auf den Titel. Darum liegt Laub und rotes Ornament fasst die Schrift ein – das Cover gehört ebenfalls zu einer Serie und die beiden anderen Teile haben eine bläuliche Farbe. Je länger ich das Cover betrachte, desto mehr regt sich in mir der Wunsch, einmal auf das zentrale Oval zu drücken, um zu sehen, ob sich eine Geheimtür öffnet. Der Name der Autorin und des Verlages (Drachenmond Verlag; Coverdesign vom begnadeten Alexander Kopainski – hier geht es um Cover, deshalb verlinke ich euch den Designer und nicht den Verlag oder die Autorin) treten stark in den Hintergrund.

Vielleicht hast du Interesse daran, zu sehen, wie eines der Cover von Alexander Kopainski entsteht: Hier ein Video, in dem er das im Schnelldurchlauf zeigt:

Falls du es ein bisschen langsamer und detaillierter magst, habe ich hier noch ein zweites Video (leider nicht von Alexander) für dich, das deutlich mehr über die einzelnen Schritte verrät und dir einiges an die Hand gibt, um dich selbst einmal daran zu versuchen:

„Die unsichtbare Bibliothek“ ist ganz klar ein Buch für Bibliophile wie uns. Ein Buch, das Bibliothek im Titel hat und in dem es um das Auffinden von Büchern geht, verkauft sich doch bei Buchliebhabern wie geschnitten Brot, oder? Da braucht es beim Cover nicht so viel. Die Serifen Schrift gibt dem Titel einen Hauch Patina, was von den filigranen Kopf- und Fußelementen um die Schrift und den unregelmäßigen Farbveränderungen zum Rand des Covers hin unterstützt wird. Es fällt nicht schwer sich das Buch als einen Lederfolianten vorzustellen, auch wenn es wie die meisten anderen nur auf Papier ist. Die Teile zwei und drei haben diesen Ledereindruck nicht mehr, sie sind bläulicher. Das Motiv zeigt einen Ausschnitt eines Stadtplans, tritt aber stark in den Hintergrund.

„Die Seiten der Welt“ ist eine Reihe von Kai Meyer, in der es auch um Bücher geht. Dieses Cover wird von Strukturen geziert, die an Insektenflügeln erinnern. Der Name des Autors ist groß und gut lesbar, weil Kai Meyer mittlerweile zu den bekannteren Autoren zählt und sein Name ein Verkaufsargument darstellt.

„Magisterium“ verrät mir ebenfalls sehr wenig über seinen Inhalt, seine Platzierung im Buchhandel lässt mich vermuten, dass es sich trotzdem gut verkauft, auch wenn das geheimnisvolle Cover mich noch nicht angesprochen hat. Ich kann dem Cover lediglich entnehmen, dass ein Schlüssel eine Rolle spielt. Die Schrift ist sehr verspielt und nicht mit einem flüchtigen Blick lesbar, auch hier wird gefordert, dass man sich näher mit dem Buch beschäftigt und noch einmal genau hinsieht.

Diese vier Cover spielen stark mit der persönlichen Neugier der Leser, in ihnen versteckt sich etwas, das entdeckt werden möchte und es will dir vorher nicht verraten, was es ist. Du musst es in die Hand nehmen und den Klappentext lesen. Funktioniert diese Strategie bei dir?

Eine ganz andere Kategorie bilden die schlachten- und actionlastigen Fantasyromane. Sie sprechen optisch eher Jungs und Männer an (Achtung, die Geschlechterrolle wieder!). Ich greife zu solchen Büchern erst, nachdem sie mir von meinem Lebensgefährten empfohlen wurden. Für mich braucht ein Buch etwas mehr als nur tolle Schlachten und maskuline Charaktere. Ich will damit nicht sagen, dass mehr hier nicht drin ist, nur das Cover verspricht es mir nicht. Sie sind alle relativ düster gehalten, auch wenn sie wie Peter V. Brett und Steven Erikson durchaus große helle Flächen enthalten.

Diese eher maskulinen Cover zeigen Waffen, gern auch als Wort im Titel (Klinge, Schwert) und metallische Effekte (wie bei Sanderson im Motiv oder McCullough im Titel). Sie neigen zu Serifen-Schriften und Schnörkeln, die trotzdem die Worte noch gut lesbar lassen. Das Cover von „Schatten über Elantel“ zeigt beim Wort Schatten eine Schrift, die stark an Schnitte oder Kerben erinnert. Das metallisch glänzende Emblem befindet sich auf einem porigen Untergrund (eventuell ein weiches Gestein), es wirkt daher sehr kühl.

Der Schwur der Klinge deutet an, dass das Motiv des Protagonisten etwas mit dem Ort in der Ferne zu tun hat. Wir können also hier davon ausgehen, dass der Protagonist sich auf eine Reise begibt.

Die nächste Kategorie ist optisch stark auf eine zentrale Figur oder eine Gruppe von Figuren konzentriert. Häufig erinnern die Cover an die Charakteransicht von Rollenspielen (…wo ihr neue Fertigkeiten auswählen könnt und eure Figur im Raum schwebt – ihr wisst schon, was ich meine, oder?). Hier erwarte ich auch eine questorientierte Story wie ebendiesen Spielen, in denen der Protagonist notwendige Fähigkeiten zur Erreichung seines Ziels erlernen muss.

Zum Schluss möchte ich noch auf eine Gruppe Fantasy-Bücher eingehen, die ich selbst gerne lese bzw. gelesen habe. Es gibt viele Jugendfantasy-Reihen, in denen es um die Entwicklung/Entdeckung eigener Fertigkeiten geht und die um zentrale Themen des Lebens kreisen, wie Freundschaft, Vertrauen und Liebe. Natürlich gibt es auch immer das große Böse, gegen das es zu kämpfen gilt – fast wie im echten Leben. Die vier hier ausgewählten kann ich jedem Liebhaber dieser Art Bücher empfehlen.

Die Cover der Night School-Reihe sind dominant in schwarz-weiß gehalten, weil es hier um einen zentralen Vertrauenskonflikt geht. Die Welt ist auch schwarz-weiß, wenn es um das Thema Vertrauen geht. Entweder man kann jemandem vertrauen oder eben nicht. Grautöne dazwischen gibt es wenig bis keine. Die Zusatzfarbe spielt hier mal wieder keine Rolle, sondern dient nur dazu, die einzelnen Bände besser unterscheiden zu können. Hier haben wir eine typische New-Girl-Thematik mit Fantasy-Einschlag.

Die House of Night-Reihe handelt ebenfalls von einer Schule für etwas andersartige Menschen. Auch hier eine New-Girl-Geschichte. Mädchen kommt neu auf die Schule, fühlt sich zunächst noch dem alten Freundeskreis zugehörig und steht zwischen zwei Welten, die ihr nun beide irgendwie fremd sind. Die Cover tragen ebenfalls schwarz-weiß mit einem farbigen Titel, der auch innerhalb der Reihe unterschiedlich gefärbt ist. Auffällig ist hier der Ornament-Print in den schwarzen Bereichen des Covers. Die Reihe ist ein bisschen sexier (Sex und Lust spielen eine größere Rolle) als die Night School-Reihe, was sich in der Darstellung der Frau auf dem Cover im Vergleich auch zeigt.

Auch die Shadow Falls Camp-Reihe spielt im wesentlichen in der Nacht, weshalb auch das Covermotiv wenig Farbe enthält. Wir können anhand des Covers erkennen, dass die Geschichte mehr oder weniger in einem Wald angesiedelt ist und eine weibliche Person die Hauptrolle spielt. Hier gibt es auch die New-Girl-Thematik – das ist eben im Jugendbuch-Bereich sehr beliebt. Mädchen kommt ins „Sommercamp“ und stellt fest, dass alle anderen übersinnliche Kräfte haben, nur ihre eigenen entdeckt sie nicht (also am Anfang). Alle Cover und Titel spielen mit der Nacht als Motiv und haben eine zusätzliche Hauptfarbe. Diese Reihe setzt als einzige in dieser Auswahl auch kleine Buchstaben im Titel ein. Bemerkenswert ist auch die Schreibmaschinen-Schrift für Reihentitel und Autornamen – das sehe ich ausgesprochen selten, es gefällt mir hier aber sehr gut.

Die Chroniken der Unterwelt wählen kein offensichtlich schulisches Setting. Hier gibt es zwar auch eine Form der Ausbildung, doch kein Klassensystem. Von Anfang an geht es um die mysteriösen Schattenjäger und die Protagonistin und ihr Umfeld werden von Anfang an von einer Bedrohung heimgesucht. Nebenher entwickelt sich eine Liebesgeschichte (ACHTUNG: SPOILERGEFAHR) mit einem Geschwister-Stigma.

Vom Cover her deutet die House of Night-Reihe am ehesten (wenn auch nicht sehr eindringlich) an, dass die Bücher möglicherweise für unter 12- oder 14-jährige nicht optimal sind. Das kommt natürlich extrem auf das Individuum an. Insbesondere die Night School Reihe passt optisch für jüngere Leser, die City of Bones deuten auf einen verborgenen Ort hin (Fenster), der recht alt ist (Säulen und Steinfiguren). Die Reihe verspricht also mehr Abenteuer. Die Shadow Falls Reihe sieht am ehesten etwas gruselig aus.

Fazit – Jedes Buch im Genre Fantasy ist absolut individuell

Die Wahl einer Serifenschrift ist allgemein üblich und die Cover sind in der Regel etwas aufwändiger mit Details ausgestattet. Doch auch hier ist die Konzentration auf ein Hauptmotiv üblich. Im ersten Teil haben wir noch einige Cover gesehen, die zweigeteilt waren, das war bei diesen hier überhaupt nicht mehr der Fall. Die zweigeteilten Motive haben eher den Bereich Urban-Romantasy eingenommen.

Wichtig ist es insbesondere in diesem Genre, dass dein Cover etwas verspricht, was auch der Inhalt hält. Ein Herr der Ringe wäre mit einem Cover von House of Night völlig falsch repräsentiert.

Wenn du in diesem Genre schreibst, überleg dir genau, wer deine Zielgruppe ist und in welcher Ecke der Fantasy-Literatur dein Buch stehen könnte.

  • Bist du schlachtenorientiert oder geht es im Kern doch um Freundschaft oder Liebe?
  • Gilt es eine Aufgabe mit einem höheren Ziel zu bewältigen? Welche Fertigkeiten/Objekte/Personen braucht dein Held dafür?
  • Ist deine Zielgruppe vorwiegend weiblich oder männlich? Welches Alter hat deine Zielgruppe? Welche Probleme und Wünsche beschäftigen sie?

Häufig kommt beim Thema Eingrenzung der Zielgruppe ein Einwand, der sinngemäß lautet: „Aber ich will doch, dass alle mein Buch lesen!“

Allen wirst du es aber niemals recht machen können und das solltest du auch nicht, denn dann wird dein Buch zum Einheitsbrei, das bloß nirgends anecken soll. Je genauer du deine Zielgruppe eingrenzt, desto besser wirst du genau diese Menschen mit deinem Buch auch ansprechen können.

Ich habe meine Zielgruppe beim Schreiben immer ganz genau vor Augen und längst nicht jeder kann dazugehören. Ihr dürft es natürlich trotzdem ALLE gerne lesen, aber es wird nicht JEDEM von euch gleich gut gefallen.

Nächstes Mal schaue in nach dem Genre Horror und seinen nahen Verwandten, bist du schon gespannt?

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