Heute geht es bei mir darum, wie du Struktur in deinen Roman bringen kannst. Das geht zu jedem Zeitpunkt im Schreibprozess. Du kannst das heute vorgestellte 8 Sequenzen-Modell einsetzen, wenn du eine neue Geschichte planst, wenn du eine Geschichte überarbeitest oder wenn du mittendrin feststeckst.

Erin J. Steen lebt mit ihrer Familie und den zwei weißen Schäferhunden Abby und Maze in Norddeutschland. Nachdem sie einige Jahre in verschiedenen Orten im In- und Ausland verbracht hat, ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und liebt die Natur ihrer Heimat. Große Städte üben eine Faszination auf sie aus, aber leben möchte sie lieber zwischen Bäumen und Seen.
Ihre Freizeit verbringt die Autorin nicht nur mit dem Schreiben, sondern auch mit ihrem üppig wuchernden Garten, der Familie und stetig rotierenden kreativen Hobbys. Sie fotografiert, bastelt, näht und denkt hin und wieder sogar daran, das Töpfern zu erlernen.
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Über die Autorin
Mein Problem: Mangelnde strukturelle Übersicht
Mein Roman-Projekt von 2016 habe ich wild drauf los geschrieben, bis ich irgendwann nicht mehr genau wusste, wann ich eigentlich das Ende erreichen würde. Dieses Buch hat übrigens bis heute (Januar 2022) das Licht der Öffentlichkeit nicht erblickt.
Ich hatte vier Handlungsfäden, von denen der erste beendet war. Drei weitere Fäden hielt ich noch in der Hand. Wie das Ende für zwei der Fäden aussehen sollte, war mir ziemlich klar, nur der Weg dahin lag im Nebel. Aber wohin nur mit dem letzten Faden? Am Ende des Buches sollten ja keine losen Fasern mehr herumflattern.
Meine Lösung: Lerne etwas dazu
Ganz klarer Fall: Ich brauchte Hilfe. Also fragte ich Dr. Google. An den genauen Suchverlauf kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich fand verschiedene Modelle, mit denen man die Struktur von Geschichten analysieren konnte. Du kennst bestimmt noch 3-Akte, 5-Akte und Co. aus der Schulzeit, oder?
Mir waren diese jedenfalls ganz vage vertraut. Sie reichten für mich allerdings nicht, um meinen Roman in den Griff zu kriegen. Das klappte erst mit dem 8-Sequenzen-Modell, das ein wenig mehr Praxisnähe besitzt. (Die anderen Modelle funktionieren genauso gut, wenn du damit umgehen kannst!)

Was ist das 8-Sequenzen-Modell?
- Sequenz: Ausgangssituation und veränderndes Moment
- Sequenz: Das Problem wird offenkundig
- Sequenz: Erster Fehlversuch, der Protagonist reagiert auf sein Problem und macht (eventuell) alles noch viel schlimmer
- Sequenz: Zweiter Fehlversuch, aus der neuen Misere scheint kein Entkommen mehr
- Sequenz: In der Niederlage findet der Protagonist einen neuen Ansatz
- Sequenz: Finale Konfrontation mit dem Antagonisten oder dem Problem
- Sequenz: Ausgang des Konfliktes (ggf. letzte Finte)
- Sequenz: Die Auflösung, am Ende wird alles gut oder auch nicht (alle losen Fäden eingesammelt)
Die Aufteilung einer Geschichte in 8 Sequenzen kommt aus den frühen Tages des Films. Damals, als man noch Filmrollen benutzte, passten nur etwa 10 Minuten Film auf eine Rolle. Der Vorführer musste also während eines Films mehrmals die Rolle wechseln. Die meisten Filme hatten etwa 8 Rollen. Weil der Vorführer zum Wechseln der Rollen ein wenig Zeit brauchte, musste der Filmemacher ans Ende jeder Rolle einen winzigen Cliffhanger einbauen, damit der Zuschauer nicht den Saal verließ.
Heute ist das ein bisschen zu vergleichen mit den Werbepausen im Fernsehen.Wenn mich das Geschehen auf dem Bildschirm nicht packt, zappe ich während der Werbung hin und her. Dabei vergesse ich möglicherweise, was ich vorher geschaut habe und bleibe bei meinem Pausenprogramm hängen.
Wir geschickten Schreiberlinge haben uns daher die Erfahrung der frühen Filmindustrie zunutze gemacht und teilen auch heutige Geschichten noch in die 8 Sequenzen mit je ca. 10 Minuten Spielzeit ein. Wie teile ich meine Geschichte nun auf?
Auf diese 8 Sequenzen plus minus 2 lässt sich fast jeder Film oder Buch reduzieren, auch wenn sie im Einzelfall mit etwas anderen Inhalten gefüllt sein können.
Mein Weg zum Ziel: Anwendung des Modells am Text
Ich nahm mit das Modell zur Hand und stopfte meine bisherige Handlung hinein. Das meiste fand schnell seinen Platz, ein Detail änderte ich noch fix und dabei stellte ich fest, dass ich bereits mitten in der 6. Sequenz steckte, obwohl es mir schien als hätte ich noch ewig viel Stoff zu verarbeiten.
Eins meiner Probleme bestand darin, dass ich nicht nur einen sondern drei Protagonisten hatte, aber das ist vielleicht ein Thema für einen anderen Beitrag. Ich orientierte mich zunächst an der Person, die am ehesten eine Story erlebte, wie sie hier dargestellt wird. Die anderen beiden Protagonisten degradierte ich zu Nebenfiguren, die natürlich ebenfalls ihre Lösung für die Probleme bekommen sollten.
Ich kannte bereits das Ende meiner Geschichte, auch wenn es noch nicht auf dem Papier stand. Über das Ende wusste ich, wo es stattfindet, wie sich die Figuren fühlen und welche Art von Bild ich für den Abschluss wollte.
Es fehlte nur noch der kleine Baustein Sequenz Nummer 7.
Ich diskutierte mein Problem mit einer Vertrauensperson, die mein Projekt bereits kennt, und ein Stichwort ließ alles an seinen Platz fallen. Tada, die Geschichte war fertig.
Mein NaNo-Projekt wollte in der Kürze der Zeit auch noch geplottet werden. Das 8 Sequenzen-Modell lag ja schon da, also warum nicht gleich weitermachen? Etwa eine Stunde später hatte ich auch das Projekt in 8 Sequenzen niedergeschrieben. Super, oder?
Mein Tipp für dich: Überprüfe deine (geplante) Geschichte am 8 Sequenzen-Modell
Hast du alle nötigen Elemente an der richtigen Stelle, um deinen Leser an dein Buch zu fesseln? Musst du vielleicht noch eine Anpassung vornehmen, damit es so richtig läuft?
Ich hoffe, mein Erfahrungsbericht kann auch dir ein wenig helfen, die richtige Struktur in dein Buch zu bekommen. Falls du noch etwas mehr von meinen kleinen Niederlagen und Erfolgen um das Schreiben zu erfahren, schau dich gern mal hier um: Autorenwissen
Eine Antwort zu “Das 8 Sequenzen-Modell und wie ich es für mich nutze”
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